: IG Gerdes
■ Während das Gerdes-Gelände verfällt, haben sich interessierte Nutzer vereint
Seit vier Jahren liegen nahe dem Brommyplatz in Bremen-Hastedt zu tausenden die Quadratmeter und zudem die schönsten Hallen brach; und seit nunmehr einem Jahr verzehren sich die verschiedensten Habenichtse vor Appetit auf das alte Gerdes-Gelände, wo früher die Firma Willi Gerdes Lastwagen repariert hat.
Das Freiraum-Theater, die Gesamtschule Mitte, die Bremer Arbeitslosen-Selbsthilfe (BRAS), allesamt haben sich neuerdings zusammengeschmiedet zu einem „Verein Interessengemeinschaft Gerdes-Gelände“. Der Verein hat jetzt Pläne für ein „gemischtes Konzept“ bekannt gemacht: Sowohl für Theater als auch für Schulsport und soziale Bedürfnisse des Stadtteils soll dereinst Raum entstehen.
Jürgen Müller-Othzen (Freiraum-Theater) und Astrid Mangold (GSM) vom Verein sind angetan von den zahllosen Möglichkeiten der Kooperation: Die BRAS-Werkstätten könnten mal fürs Theater arbeiten „und nicht nur immer Jacken für alte Damen stricken“ (Müller-Othzen), das Freiraum-Theater könnte den Theatergruppen der GSM Rat und Raum geben; Proberäume, eine Cafeteria und Schulungsräume wären gemeinsam zu nutzen; und vielleicht könnte gar, wo Theater und Sport schon hausen, die Jugendkultur der Gegend sich dazugesellen — falls man ihr zum Musikmachen und Bühnenbildersprühen Platz gibt.
Weil es in der Gegend ohnehin kaum Turnhallen gibt, hat die Bildungsbehörde schon letztes Jahr beantragt, das verlassene Firmengelände neu als Gemeinbedarfsfläche auszuweisen. Das Planungsamt ist jetzt mit dem Bebauungsplanentwurf fertig; wenn nach all den Verbänden und Institutionen, die jetzt gefragt sind, auch noch die Bürgerschaft der Umwidmung zustimmt, müßte die Bildungsbehörde das Gelände kaufen. Was dann geschieht, ist offen. Im Entwurf des Planungsamts ist über den Schulsport hinaus eine gemischte Nutzung durchaus vorgesehen.
Weil aber das Umwidmungsverfahren sich noch mindestens über ein Jahr hinziehen wird, liegen alle Pläne auf Eis. Willi Gerdes, der in dieser Lage keinen andern Käufer für seinen Boden findet, denkt schon daran, eine kleinere LKW-Reparaturwerkstatt vorübergehend wieder zu eröffnen. Der Verein, auch nicht faul, will zum Zeichen seiner Ansprüche im Herbst nächsten Jahres das erste kleine Kulturspektakel in der großen Gerdes-Halle veranstalten. schak
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