: Süßes Blut
■ Warum Mücken nur manche Menschen gern stechen
Günter zieht Mücken geradezu magisch an, während seine Freundin von den fliegenden Blutsaugern völlig ignoriert wird. „Ich habe eben süßes Blut“, lautet seine Erklärung für die zerstochenen und zerkratzten Arme und Beine.
Doch nicht das „süße Blut“ lockt die Mückenweibchen an, denn Mückenmännchen stechen nicht. Sie bevorzugen Pflanzensäfte, während die Weibchen sich vom Blut ernähren, um Eier ablegen zu können, damit ihre Art nicht ausstirbt. Die Weibchen legen Eier, wo es ihnen gerade paßt— ins Moor, in eine Pfütze, in ein Faß oder in ein Gefäß mit Wasser. Am liebsten sind ihnen jedoch solche Plätze, wo es nach Schwefelwasserstoff oder Hefe riecht. Aber auch vom Milchsäuregeruch der Tierhaut fühlen sie sich magnetisch angezogen.
Warum sie auch uns zum Stechen gern haben, hängt mit der Wärmeabstrahlung unseres Körpers zusammen. Gut durchblutete Haut gibt Wärme an die Umgebung ab, kalte läßt nichts durch. Mücken haben ein äußerst feines Gespür für solche natürlichen Wärmequellen. Je größer die Differenz zwischen Haut- und Lufttemperatur, desto intensiver ziehen wir die Mücken an. Die warme Haut finden sie mit Hilfe winziger Bartantennen. Die Mücken korrigieren laufend ihren Flug, bis beide Antennen den gleichen Wärmewert signalisieren. Daß heißt: die Mahlzeit befindet sich genau auf ihrem Kurs. Wer kennt nicht die nächtlichen Attacken der surrenden Quälgeister, wenn sie es auf unseren Kopf abgesehen haben? Da hilft auch kein Verstecken unter der Bettdecke: Mücken finden immer ein Plätzchen auf unserer Haut, wo sie sich wie Frankenstein sattsaugen.
Aber wie können Mücken ihre Opfer erkennen? Um herauszukriegen, wie Mücken es schaffen, genau dorthin zu fliegen, wo etwas zu holen ist, haben Wissenschaftler folgendes Experiment gemacht. Sie steckten sie in ein kleines aerodynamisches Rohr und fanden heraus, daß Mücken mit ihren Augen die Flugroute präzisierten. Aber am meisten verlassen sie sich auf ihren Geruchssinn.
Schweiß ist nicht gleich Schweiß. Die Mücken haben es auf die Fettsäuren im Schweiß abgesehen. Deren Konzentration hängt von der täglichen Körperhygiene ab, aber auch von der Höhe der Blutfette. Bei hohen Blutspiegeln enthält Schweiß mehr Fettsäuren. Folge: wir stinken mehr und regen den Appetit der Mücken an. Nicht zuletzt reizt sie auch die Haut, ob sie einmal oder mehrmals kräftig zustechen. Blonde sind stärker gefährdet als Dunkle, weil bei ihnen die Haut weicher und dünner ist. Demnach stehen Mücken auf hellhäutige, gut durchblutete, agile, leicht schwitzende Typen.
Wie können wir uns nun vor den stechenden Mückenweibchen schützen? Am effektivsten sind lange, helle, weite Verkleidungen, in denen man nicht so schnell schwitzt. Wer im Urlaub Gaze und Einreibemittel vergessen hat, kann Mücken auch mit Wermutzweigen und Kamillenblüten vertreiben: Wermut macht mehr Mut. Bärbel Petersen
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