: Tote Bäume blockieren den Verkehr
Aktionsbündnis von Wuppertaler Umweltschützern gegen Krauses Verkehrswegeplan ■ Aus Wuppertal Markus Dufner
Am Samstag morgen, 11.05 Uhr, hätte der Verkehrsfunk eigentlich melden müssen: „Stau in beiden Richtungen auf der Neumarkstraße in Wuppertal-Elberfeld. Sterbende Bäume blockieren den Verkehr. Nur Fußgängern ist ein zähflüssiges Weiterkommen möglich.“
Unter dem Motto „Kann mal jemand lüften...?“ demonstrierte ein Aktionsbündnis aus Robin Wood, Bund Umwelt und Naturschutz (BUND), Allgemeinem Deutschem Fahrradclub (ADFC), „Pro Bahn“, Grünen und Jusos gegen den Bundesverkehrswegeplan '92 von Verkehrsminister Günther Krause und für eine autofreie Wuppertaler Innenstadt. Hunderte von PassantInnen informierten sich bei den siebzig UmweltschützerInnen und brachten fast ausnahmslos ihre Zustimmung für die Aktion zum Ausdruck.
Der erste gesamtdeutsche Bundesverkehrswegeplan ist zur Zeit noch im Beratungsstadium, im Juli wird er dem Bundeskabinett vorgelegt, und im Herbst soll der Bundestag ihn verabschieden. Krauses 250 Milliarden Mark teures Vorhaben, den Zuwachs durch den Ausbau des Straßennetzes zu ermöglichen, so der Vorwurf der UmweltschützerInnen, unterlaufe alle Bemühungen, den Verkehr auf ein umwelt- und sozialverträgliches Maß zu reduzieren.
Auf einem Teilstück der Neumarktstraße war ein „Wald-leer- Pfad“ aus verkrüppelten Bäumen errichtet worden. Er informierte über das Waldsterben, das in Wuppertal mit 76 Prozent geschädigter Bäume drastische Ausmaße erreicht hat. Dennoch planen Rat und Verwaltung der Stadt Wuppertal die Errichtung weiterer Parkhäuser in den Zentren von Elberfeld und Barmen.
Rudi Rhode, Sprecher der Wuppertaler Unterstützergruppe von Robin Wood, freute sich über die positive Resonanz, die die Aktion in der Bevölkerung fand. „Eine Stunde lang ist Wuppertal zur Kurstadt geworden. Trotz der Sperrung der Neumarktstraße ist es zu keinem Verkehrskollaps in der Innenstadt gekommen, wie er von städtischer Seite immer vorhergesagt wurde.“
Im „Staucafé“ konnten sich die PassantInnen mit einem zweiten Frühstück stärken und von der „Tom-Capri-Gruppe“ musikalisch unterhalten lassen. Wie mit der Polizei vereinbart, überließen die UmweltschützerInnen die Neumarktstraße nach einer Stunde wieder dem Autoverkehr. Das „Manifest der deutschen Umweltschutzverbände gegen den Straßenbau“ ist jetzt bei Robin Wood in Bremen erhältlich.
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