: „GRUNZENDE, RUCKSACK SCHLEPPENDE WESEN“ Von Andrea Böhm
Sorry folks, diese Woche nichts Neues von Dan Quayle. Das verschafft an dieser Stelle die Gelegenheit, durchaus ebenbürtige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vorzustellen, die bislang in Quayles Schatten standen. David Hackworth zum Beispiel, der höchstdekorierte noch lebende Kriegsveteran und einer der Militärspezialisten des Nachrichtenmagazins 'Newsweek‘. Ein strammer Kerl also, dem — und das hat er mit Dan Quayle gemeinsam — nur vor einem graut: schwulen Männern.
Was der Mann so erzählt, läßt einen auch wirklich erschaudern. Da müssen die USA im Zweiten Weltkrieg, in Korea und in Vietnam kurz vor der kompletten Wehrkraftzersetzung gestanden haben, weil heimtückische Tunten in Uniform sich lieber am Hosenladen des Nachbarn im Schützengraben vergriffen haben, anstatt auf den Feind zu zielen. Die Kampfeinheiten der Armee, sagt David Hackworth, das sind Kerle, die zusammenhalten „wie eine Familie, wie ein professionelles Footballteam... Diese Männer schaffen den Weg durch die Hölle, weil sie ein Gefühl von Härte und Unbesiegbarkeit teilen.“ Gleichzeitig dem Tod und einem schwulen Kameraden ins Auge zu sehen, das geht nach Hackworths Auffassung über die Kräfte der Boys. Richtig geraten: David Hackworth ist dafür, die Homosexuellen aus dem Militär rauszuschmeißen. Das tut das Pentagon ohnehin. Rund 1.000 Schwule und Lesben mußten 1990 die Uniform an den Nagel hängen — „im Dienste der nationalen Sicherheit“. Was der Rechnungshof des US-Kongresses wiederum zu teuer findet: Homosexuelle entlassen und durch stramme Heteros ersetzen, kostete 1990 27 Millionen Dollar. David Hackworth hält nun gar nichts von den Pfennigfuchsern in Zivil, und nichts regt ihn mehr auf, als die Kongreßabgeordnete Pat Schroeder, die mit einer Gesetzesvorlage Schwule und Heteros in der Armee gleichstellen will. Schroeder war schon maßgeblich daran schuld, daß Frauen im Golfkrieg mitkämpften, oder, um mit David Hackworth zu sprechen, daß sie „sich in grunzende, Rucksack schleppende“ Wesen verwandelten. Der Anfang vom Ende der US-Armee, kein Zweifel. Und was der ganze Warschauer Pakt nicht geschafft hat, drohen jetzt schwule und lesbische Rekruten und Offiziere zu vollenden: „Die Zerstörung des Kampfgeistes und der Kriegstüchtigkeit der USA“. Nicht zu vergessen der Korpsgeist. Der wird empfindlich gestört, wenn weibliche und homosexuelle SoldatInnen beim diensthabenden Offizier die Pornovideoshow der letzten Nacht verpetzen — oder einem die Freizeitvergnügen versauen, die die Kampfmoral so sehr stärken. So wie jüngst Leutnant Paula Coughlin, eine Marinefliegerin. Anstatt die Klappe zu halten, erzählte Paula Coughlin ihren Vorgesetzten und der Presse, wie sie und weitere 26 weibliche Offiziere beim jährlichen Ball der Marineflieger durch ein Spalier ihrer männlichen Kollegen gestoßen wurden, die ihnen die Kleider vom Leibe zogen. Bei der Navy wollte man erst nicht einsehen, was an solchen Abendspäßen so verwerflich sein soll. Bis man im Verteidigungsministerium und im Weißen Haus daran erinnerte, daß auch Frauen im November von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen könnten. Jetzt mußte der Navy-Chef seinen Hut nehmen. Um die Kampfmoral zu retten, hilft jetzt nur noch eines: Das Übel an der Wurzel packen — Heteromänner raus aus der Armee, Homosexuelle und Frauen rein.
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