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Noggert euch einen

■ Über „Wayne's World“

Wayne's World, das ist der amerikanische Traum für Teenies im Zapping-Zeitalter. Eine Komödie für Kinder und Jugendliche, die von dem handelt, was alle wollen: Reich werden, Erfolg und Sex haben, im Fernsehen sein. Der ironische Film über zwei berufsjugendliche Heavy-Metal- Fans, die es mit ihrer Hobbykeller- TV-Show aus dem Offenen Kanal bis in die nationalen Networks schaffen, ist Lichtjahre besser als alles Eis am Stiel zusammen. Kein 'Bravo‘-Quark, sondern: „Nogger dir einen“ plus ein Hauch Medienkritik, brave Claudia-Schiffer-Verachtung und Werbespot-Verarsche für Clip- Schüler.

Doch dies und die Tatsache, daß Kids das Hauptkinopublikum sind, erklärt noch nicht, daß Wayne's World in diesem Jahr in den USA alle Kassenrekorde schlug (und Hook und Basic Instinct plötzlich alt aussahen). Das Geheimnis seines Erfolges dürfte sein, daß er die halbwegs wahre Geschichte eines Wunders erzählt — Reality-Cinema. Und, was noch wichtiger ist: Die Protagonisten Wayne und Garth (Mike Myers und Dana Carvey), sind wirkliche und bereits bekannte Fernsehkomiker aus der Saturday Night Live- Show vom Musikvideokanal MTV. Die Komikerkarrieren in den USA pflegen in dieser Talenteschmiede des Fernsehens zu starten. Folglich konnte auch mit Wayne's World eigentlich nichts schiefgehen, erst recht nicht, da im Soundtrack noch alte Hits neu aufgekocht werden. Gastauftritte der Gitarrenrentner Alice Cooper und Meat Loaf tun ein übriges.

Die Story ist simpel und nicht allzu schnell, die Gags tun niemandem richtig weh. Ein blöder Sponsor und ein böser Produzent, der einem der Jungs zu allem Überfluß noch die Freundin ausspannen will, stehen am Ende dumm da — besiegt von Männerfreundschaft und Anarcho-Organisationstalent. Filmzitate und zwei nette, wenn auch alte Ideen retten da ein bißchen was: Die Hauptdarsteller treten ab und zu aus dem Film heraus und wenden sich direkt ans Publikum; am Ende werden drei verschiedene Happy-Ends angeboten. Eins bleibt unklar: Was eigentlich passiert in der Show, und was macht sie so gut? Die Wayne's World, die der Film zeigt, ist hoffentlich nur der müde Abklatsch der Fernsehwirklichkeit. Oder etwa nicht? kotte

Wayne's World. Regie: Penelope Spheeris, USA 1992, 94 Minuten.

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