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Brüsseler Geld für Bremer Ideen

■ Bremen erhält mehr als 50 Prozent eines EG-Umweltprogramms

Was hat Salz aus der Bremerhavener Fischindustrie mit lettischen Sondermüllkippen oder einer Aufbereitungsanlage für Schiffsöl gemeinsam? Alle drei Probleme sollen jetzt mit Geld aus der EG angegangen werden.

Insgesamt 8,2 Millionen Mark aus einem Brüsseler Umwelttopf konnte jetzt die Behörde des bremischen Umweltsenators akquirieren und gestern meldeten die Initiatoren stolz: Bremen ist damit europaweit Spitze. Denn mit den drei Projektvorschlägen haben sich die Bremer 57 Prozent des Gesamtbudgets gesichert.

Im November waren der für EG-Angelegenheiten zuständigen Referatsleiterin beim Umweltsenator, Rita Kellner-Stoll, die Unterlagen für eine EG-Aktion namens NORSPA auf den Tisch geflattert. NORSPA soll innovativen Projekten „zum Schutz der Umwelt in den Küstenregionen und den Küstengewässern“ der europäischen Meere dienen. Drei Projekt-Vorschläge schickte Kellner-Stoll nach Brüssel und alle wurden bewilligt.

Was tun mit den Schiffsölen? Diese Frage will die Bremer Sonderabfall-Beratungsgesellschaft mit einer „Aufbereitung und Behandlungsanlage für ölige Stoffe“ beantworten. Insgesamt kostet die Anlage 18 Millionen, Brüssel ist mit etwa 4 Millionen dabei.

Knappe zwei Millionen gibt es von der EG für eine Aufbereitungsanlage für granulatförmige Salzabfälle mit organischen Verunreingungen. Das schmutzige Salz, das ansonsten in die Weser gepumpt wird, soll jetzt recycled und anschließend erneut in der Fischindustrie eingesetzt werden. Der Eigenanteil für die Entwicklungskosten wird von der Fischereiindustrie finanziert, die damit künftige Ausgleichszahlungen für Überschreitung von Grenzwerten vermeiden kann.

Beide Anlagen sollen in Bremerhaven Ende 1993 laufen. Umweltsenator Fücks erhofft sich davon einen Impuls für den Ausbau Bremerhavens zum Zentrum für maritime Umwelttechnolgie. Günter Ecke, Geschäftsführer der Bremer Sonderabfall-Beratung, möchte für die Projekte auch bremische Anlagenbauer interessieren, da der Bedarf in ganz Europa steigen wird.

Das dritte Projekt wäre nicht ohne Peter Willers und die Aktionskonferenz Nordsse zustande gekommen. Willers nutzte seinen kurzen Draht nach Riga, um dort ein bislang einmaliges Vorhaben anzuregen. Dort soll ein lettisches Umweltzentrum aufgebaut werden, das von einem achtköpfigen Expertengremium geleitet werden wird. Das Umweltzentrum soll in den kommenden Jahren sowohl bei dem Aufbau einer effizienten Verwaltung als auch beim Einsatz von technischen Umweltproblemen helfen. Willers berichtete gestern von „teilweise unglaublichen Zuständen“, insbesondere im Umgang mit Sondermüll. „Der Wille, etwas zu tun ist gewaltig, ebenso aber auch die Hilflosigkeit.“ Vom Westen erwarteten die Letten Geld und Know-How, das mit dem Umweltzentrum kommen soll.

Die EG war von dem Modell so angetan, daß sie am liebsten gleich in allen baltischen Staaten ähnliche Zentren unterstützt hätte. Hinzugekommen ist erstmal aber nur ein von Bremen initiiertes Projekt zwischen Hamburg und St. Petersburg.

Warum das kleine Bremen gleich mehr als die Hälfte der gesamten EG-Gelder einwerben konnte, dafür hatte Referntin Kellner-Stoll eine einfache Erklärung. Das liege an der engen Zusammenabreit zwischen der Behörde und nichtsstaatlichen Organisationen. Kellner-Stoll: „Wenn man Leute hat, die mitziehen, dann schafft man mehr als üblicherweise mit Verwaltung.“ hbk

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