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»Die müssen jetzt was zeigen«

■ Der Beirat für Freie Gruppen der Darstellenden Kunst gibt offiziell bekannt, welche Freien Theatergruppen im kommenden Jahr in den Genuß der neuen Optionsförderung kommen werden

Druck und Freiheit zugleich« bedeute die neue Optionsförderung für die Freien Theatergruppen Berlins, erläuterte Hartmut Karge vom Beirat der Freien Gruppen gestern anläßlich der Bekanntgabe der neun Theatergruppen, die vom Beirat als optionsförderungswürdig vorgeschlagen wurden. Den zehn Auserwählten (Berliner Kammeroper, Dance Berlin, Hans-Wurst-Nachfahren, Neuköllner Oper, Tanztheater Skoronel, Tanzfabrik, Teatr Kreatur, Theater 89, Theater zum Westlichen Stadthirschen und Zan Pollo Theater) wurden rund 4,1 Millionen Mark Subventionen in Aussicht gestellt. Das ist mehr als der abgeschaffte »Sondertopf« für Freie Gruppen je ausschütten konnte. Allerdings ist zu befürchten, daß die vom Beirat vorgeschlagenen Summen angesichts der Sparbeschlüsse noch um zwei bis fünf Prozent nach unten korrigiert werden müssen.

64 Antragsteller hatten sich um diesen neuen Zuschuß, der den sogenannten »Sondertopf« ablöst, beworben. Neben den neun im letzten Jahr Geförderten nahmen die Beiratsmitglieder noch zehn weitere Tanz- und Theatergruppen in die enge Wahl auf und diskutierten dann lange darüber, wer schließlich in den Genuß der Drei- Jahres-Optionsförderung kommen solle. Am Ende waren von den zehn jetzt bekanntgegebenen sechs Gruppen schon in den vergangenen Jahren aus dem »Sondertopf« gespeist worden, und dabei sollte das neue Auswahlsystem doch für mehr Wettbewerb sorgen. Vielleicht kommen die, und damit ein paar wirklich neue Gruppen, ja in drei Jahren, wenn die jetzt Geförderten dann neu überprüft werden? Die Vergabekriterien für eine dreijährige Förderungsoption sind bürokratisch, aber — zugegeben — nicht ganz unsinnig: Die Gruppen müssen bisher »kontinuierlich auf hohem künstlerischen Niveau« Theater gemacht haben, »der Öffentlichkeit regelmäßig Aufführungen vorlegen« und ein »Konzept für die Fortsetzung dieser Arbeit« haben. Drei bisher aus dem Sonderfonds geförderte Freie Gruppen haben nach diesen Kriterien nun das Nachsehen: Neben dem Klecks-Theater und der Roten Grütze wird auch die Theatermanufaktur nicht mehr gefördert.

Neu hinzugekommen in den Kreis der Auserwählten sind dafür das Teatr Kreatur, das Zan Pollo Theater, Hans-Wurst-Nachfahren und die erste Ostgruppe »Theater 89«. Allesamt verdiente Ensembles, die sich dem »Druck« des Wettbewerbs wohl relativ gelassen stellen können, zumal sie nach den Vorstellungen des Beirats in den nächsten drei Jahren nun auch die Freiheit genießen können, mal »ein Jahr keine Produktion vorzustellen«.

Die Verlierer dieser neuen Regelung sind offensichtlich die Antragsteller für Projektförderungen. Einer immer größeren Zahl Freier Theatergruppen — vor allem auch im Ostteil der Stadt — steht nun weniger Geld zur Verfügung. Das mag angesichts der Flut kleiner und oft eben nicht feiner Tanz- und Theaterensembles auf den ersten Blick eine reinigende Wirkung für die völlig überfüllte Berliner Theaterlandschaft haben; andererseits muß man sich auch die Frage stellen, ob nun im Feld des künstlerischen Wettbewerbs eigentlich noch genügend Gießkannenwasser verspritzt werden kann, um unter der Vielfalt der unscheinbaren Setzlinge auch diejenigen zu hegen, die in drei, fünf oder zehn Jahren, zu Orchideen herangereift, dann den großen und gut gedüngten Vorzeigestauden einmal Konkurrenz machen könnten. Klaudia Brunst

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