piwik no script img

Ein Bauernopfer für die Spiele

■ Nawrocki löst Fuchs als Geschäftsführer bei der Olympia Marketing GmbH ab

Berlin. Der Chef der Olympia GmbH, Axel Nawrocki, geht gestärkt aus dem jüngsten Skandal um Berlins Olympiabewerbung hervor. Der Aufsichtsrat der Olympia Marketing GmbH ernannte ihn am Donnerstag abend überraschend zum Geschäftsführer der Firma. Er löst auf dem Posten Nikolaus Fuchs ab, der wegen der Intimdatei über IOC-Mitglieder seinen Hut nehmen mußte. Fuchs ist geschäftsführender Gesellschafter der Bossard Consultants, die die Datenmasken als »Spielmaterial« für die Olympia GmbH gefertigt hatte. Wie der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Weichhardt erklärte, sei man mit dem Geschäftsführerwechsel der Auffassung des Regierenden Bürgermeisters Diepgen gefolgt, daß mit den Intimdaten »leichtfertig« umgegangen worden sei. Nawrocki wurde beauftragt, in 14 Tagen einen abschließenden Bericht über den Vorgang vorzulegen.

Wie Nawrocki gestern erklärte, erhält Fuchs keine Abfindung, da sein Vertrag regulär am 15. August ausläuft. Damit endet auch die Tätigkeit der Bossard Consultants für die Berliner Olympiabewerbung. Die Vergütung, die sie dafür erhalten hat, bezifferte Nawrocki auf »unter 800.000 Mark«. Allerdings sind im Wirtschaftsplan des Jahres 1992 der Olympia GmbH unter dem Haushaltstitel »Agenturleistungen« für »Bewerbungsstrategie« 1,9 Millionen Mark veranschlagt.

Nawrocki selbst erhält für seinen Doppeljob kein zusätzliches Salär. Sein Geschäftsführervertrag mit der Marketing GmbH ist unbefristet. Zwar hatte Weichhardt nach der Aufsichtsratssitzung erklärt, daß man »erst mal sehen wolle« wie die Arbeit läuft, doch geht Nawrocki davon aus, daß »mit der Unterstützung des Aufsichtrates« sein neuer Job von Dauer ist. An der Marketing GmbH sind neun namhafte Unternehmen beteiligt. Nawrocki, der immer privat organisierten Olympischen Spielen das Wort geredet hat, sieht durch seine Ernennung das unternehmerische Engagement bei der Berliner Bewerbung aufgewertet. dr

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen