Neuauflage des Oktober 1989

Wenn die Herren Stoiber und Kohl beweisen wollten, daß es in der Art, sich zur Opposition zu verhalten, keinen Unterschied gibt zwischen der DDR und der BRD, so ist ihnen das in München gelungen.

Ich hatte das Gefühl, eine Neuauflage des Oktober 1989 zu erleben. Schlagstöcke gegen Trillerpfeifen, Mißhandlungen und Brutalität gegen Wehrlose und Festgenommene, die nachher als Übergriffe „einzelner“ dargestellt werden und letztendlich die menschenverachtende Begründung, die „Störer“ (die auch im Oktober 1989 als „Störer“ bezeichnet wurden) hätten nur dem Ansehen der BRD (beziehungsweise damals der DDR) schaden wollen. Die Erinnerung an das „Wir weinen keinem eine Träne nach“, läßt sich dabei nicht vermeiden.

Sowohl Polizeitaktik als auch Strategie haben die gleichen Ziele wie damals, die Unterdrückung und Kriminalisierung jeder ernsthaften Opposition und jedes konstruktiven Denkansatzes. Vielleicht sollten sich diese Herren einmal daran erinnern, daß man mit Brutalität auf Dauer weder gegen Trillerpeifen (wie in der DDR) noch gegen Schlüsselbunde (wie in der CSSR) ankommt. Dirk Möbius, Ost-Berlin