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Rushdie und der „Zauberer von Oz“

Das British Film Institute baut eine neuartige Filmsammlung auf — 360 Schlüsselfilme, die im Kino des Instituts in London im Jahresturnus gezeigt werden sollen. Der Grundgedanke der Sammlung, die sich keineswegs auf britische Filme beschränkt, besteht darin, daß Filme ohne Archiv- und Restaurationsarbeit schlicht und einfach verloren gehen. Selbst manche Kopie aus den siebziger Jahren ist heute kaum mehr vorzeigbar.

Parallellel zur Wiederherstellung der Kopien veröffentlicht das BFI Broschüren, die sich mit den einzelnen Filmen auseinandersetzen. Jede Broschüre stammt von einem einzigen Autor, und eine der ersten Broschüren hat Salman Rushdie verfaßt. „,The Wizard of Oz‘“, bekennt der Autor der „Satanischen Verse“ darin, „war mein erster literarischer Einfluß.“ Seine erste Erzählung schrieb Rushdie im Alter von zehn Jahren, und sie hieß: „Over the Rainbow“. Rushdie hat für das kleine Buch richtig recherchiert, er erzählt die Enststehungsgeschichte des Films und deutet die verschiedenen Märchenmotive. Über den Schluß, Dorothys Heimkunft ins traurige schwarzweiße Kansas, hat er eine andere Ansicht, als die meisten Exegeten: Dorothy begehre darin gegen das sentimentale Hollywood-System auf. „,It wasn't a dream, it was a place‘, she cries piteously. Many, many people believed her.“ Ans Ende des Bandes stellt Rushdie die kleine Erzählung „At the Auction of the Ruby Slippers“.

„The Wizard of Oz“ kommt übrigens zu Weihnachten wieder in die deutschen Kinos. Vielleicht findet sich ja ein Verlag, der das Buch rechtzeitig auf deutsch herausbringt. Salman Rushdie: „The Wizard of Oz“. British Film Institute, London 1992

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