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Radikal wegfliegen

■ Ein Filmemacher wandert aus: Das Filmmuseum Potsdam und Filmkunsthaus Babylon (Mitte) verabschieden den engagierten Gegenwartsfilmer Wolfgang Pfeiffer mit einer Werkschau

In Simbabwe erkenne ich den politischen Willen, Filme zu produzieren, in Deutschland nicht.« Mit diesen resignierenden Worten begründet der Berliner Filmproduzent und -regisseur Wolfgang Pfeiffer seinen Entschluß, in wenigen Tagen dieses Land mit einem one-way ticket zu verlassen, um in Simbabwe als Filmberater der Regierung zu arbeiten.

Als Produzent zeichnete sich Pfeiffer in den letzten Jahren durch Mut zum engagierten, problembewußten Gegenwartsfilm aus. Er organisierte das Geld für den Dokumentarfilm »Der schwarze Kasten« (1991) und für das aufsehenerregende Spielfilmdebüt »Stilles Land« (1992) von Andreas Dresen. Mehrere seiner Produktionen, von denen jetzt sieben Arbeiten in Berlin und Potsdam zu sehen sind, wurden für Filmpreise nominiert, »Children of Nature« (1991) sogar für einen Oskar.

Trotz dieser künstlerischen Erfolge, so Pfeiffer in einem Pressegespräch, müsse er »die Kurve kratzen, bevor es zu spät ist«. Viele Produzenten sind bis an ihr Lebensende verschuldet. Und Schuld daran ist natürlich das böse Filmförderungssystem, das den deutschen Film kaputt gemacht hat: »Die Förderungsmittel werden von beamteten Spießern und inkompetenten Gremien verwaltet, die Drehbücher nach literarischen Kriterien beurteilen.« Als Produzent müsse man seine Energie damit verschwenden, »Formulare vollzuschmieren« und bei x-verschiedenen Gremien um Geld zu betteln. Eine kreative Betreuung der Filme sei so unmöglich.

Alle Vorschläge für strukturelle Verbesserungen seien aber müßig, wenn das Allerwichtigste fehle: der Wille, den Film als Medium der gesellschaftlichen Auseinandersetzung zu nutzen. Wenn die Gesellschaft dies überhaupt noch wolle, dann müsse sie die kulturpolitischen und materiellen Voraussetzungen dafür schaffen. Leidenschaftlich resümierte Pfeiffer: »Die letzte Chance für den Film ist eine Rebellion. Man muß die ganze Administration und Bürokratie radikal wegsprengen.« Sprach's und verschwand in den Flieger.

Regina Paschke

Bis zum 31. Juli veranstalten das Potsdamer Filmmuseum und das Filmkunsthaus Babylon (Mitte) eine Gesamtschau der Filme des Regisseurs und Produzenten Wolfgang Pfeiffer.

Heute: »Joe Polowsky — Ein amerikanischer Träumer« (OmU), 21 Uhr im Filmmuseum Potsdam

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