Olympische Botschafter

■ Diepgen will Reagan und Gorbatschow gewinnen/ Ehrenbürger am 9. November

Barcelona/Berlin. Berlin will bei seiner Kampagne für die Olympischen Spiele 2000 Michail Gorbatschow als Fürsprecher gewinnen. Dies kündigte der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen gestern in Barcelona in einem Gespräch mit dpa an. Der letzte Präsident der auseinandergebrochenen Sowjetunion würde dann gemeinsam mit Ex-US-Präsident Ronald Reagan in der ersten Reihe der Olympia-Botschafter stehen. Wie Gorbatschow soll nun auch Reagan am 9. November die Ehrenbürgerschaft Berlins verliehen werden.

Zugleich forderte der CDU-Politiker Diepgen Kanzler Kohl auf, seine Reserve aufzugeben und sich für die Kandidatur Berlins »in der Phase, wenn es wichtig wird, zu engagieren«. »Es muß spätestens Ende dieses Jahres ein eindeutiges Engagement des Kanzlers und der Bundesregierung für Berlin geben«, sagte der Regierende Bürgermeister. Kohl wird voraussichtlich bereits am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, Berliner Ehrenbürger werden.

Reagan hatte die Idee »Olympia in Berlin« am 12. Juni 1987 in seiner berühmten Rede vor dem Brandenburger Tor als erster Politiker ausgesprochen und dabei Gorbatschow aufgefordert, das »Schandmal« Mauer abzubrechen. Als günstige Gelegenheit für eine gemeinsame Berliner Olympia-Initiative der einst mächtigsten Männer der Welt bietet sich der 9. November an. Bei der Verleihung der gemeinsamen Ehrenbürgerschaft ist Diepgen »sicher«, daß Reagan sich erneut für die Olympischen Spiele in Berlin aussprechen und Gorbatschow »darauf reagieren wird«.

Der Regierende Bürgermeister machte seine Aussagen am Rande einer internationalen Pressekonferenz in Barcelona. Wie die sieben Mitbewerber für die Spiele 2000 hatte Diepgen die Gelegenheit, die Pläne im Rahmen der Sitzungsserie des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) vorzustellen. Berlin sei einst das »Symbol des Kalten Krieges« gewesen, nun sei es das Symbol für die Vereinigungsbemühungen Europas. Berlin wolle mit den Spielen seinen Dank an die Welt auch für die Wiedervereinigung ausdrücken.

Erstmals machte die Olympia GmbH als Träger der Berliner Bewerbung ganz deutlich, daß »die Spiele privatwirtschaftlich organisiert werden sollen«, so ihr Geschäftsführer Axel Nawrocki. »Die Spiele werden mit privaten Mitteln finanziert. Die Bundesregierung und das Land Berlin sichern die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen ab«, sagte Nawrocki. Auf eine Frage nach der angeblichen Sammlung intimer Informationen über die 94 Mitglieder des IOC erklärte der Olympia- Manager: »Es war ein leichter Schritt in eine Richtung, die absolut unzulässig ist.« Die im Herbst 1991 gesammelten Unterlagen seien vernichtet worden. Diepgen hatte bei seinen Kontakten mit rund einem Dutzend IOC-Mitgliedern nicht den Eindruck, daß die Affäre »im Ergebnis etwas an Berlins Chancen ändern wird. Ich bin optimistisch, daß Berlin den Zuschlag für die Spiele bekommt«. dpa/taz