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Heriberts in Bremen!

■ Eine Pressekonferenz zwei Realitäten

Kennen Sie das Heribert-Syndrom? Alle Fußball-Gucker wissen sofort, worum es geht. Da läuft ein schnarchlangweiliges Gekicke in der Glotze und der eigenen Wahrnehmung zum Hohn salbadert der Kommentator Heribert Faßbender von interessanten Spielzügen usw. usf. Spaß beiseite, Heribert kommt, Sie wissen schon. Dann doch lieber Ton aus und nur noch das Knirschen der Fischlis.

Schon hat das Heribert-Syndrom unsere kleine Stadt erreicht: Eine Bürgerinitiative im Viertel machte am Freitag eine Pressekonferenz. Was müßte passieren, damit das öffentliche Massendrücken und -sterben von Junkies im Viertel aufhört?

Die Geschichte ist bekannt, die Forderungen im Wesentlichen auch. Die Anwohner-Initiative verlangt sofortige Hilfe vom Senat und hofft auf die Kraft der Argumente. Sonst kündigt sie schon jetzt Aktionen an.

Am Samstag gibts die Zeitung und Heribert grinst und zwischen den Zeilen entgegen. Die Kollegen vom Weser-Kurier und von der Bild wissen, wos lang geht, da ist es wurscht, ob die Anwohner den Ball hin-und herschieben oder Steilpässe spielen. 'Bild' schreibts in den Titel: „Bürgerwehr gegen kriminelle Drogen-Süchtige?“ Gesagt hat das niemand. Das schlechte Gewissen des Berichterstatters schlägt sich im Fragezeichen nieder.

Und auch beim großen Konkurrenzblatt scheint sich nur dann Zufriefenheit einzustellen, wenn die Knochen krachen und Volksbewaffnung im Viertel gefordert wird. Heriberti — der Schreiber als Taktiker der Anwohnermannschaft: „Alles, was an gutgemeinten Ratschlägen kommt, prallt ab der Realität ab.“ Ein ganzer langer Artikel: zu jedem Vorschlag der Anwohner gleich die passende Replik des Journalisten.

Und wir bleiben zurück mit dem Heribert-Gefühl: Wir waren dabei, haben aber irgendwie doch ein anderes Spiel gesehen (vgl. taz 18.7.). Dann doch lieber nur das Knirschen der Fischli. Jochen Grabler.

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