: Helmut Tschache - Referatsleiter Musik in der Kulturbehörde
HELMUT TSCHACHE - REFERATSLEITER MUSIK IN DER KULTURBEHÖRDE
Seine Bilanz kann sich sehen lassen. Seitdem Dr. Helmut Tschache vor gut drei Jahren die Leitung des Musikreferats der Kulturbehörde übernahm, er selber spricht lieber von „Betreuung“, hat sich der Etat für freie Projektgelder auf eine Million Mark verdoppelt. Berücksichtigt man noch die halbe Million für das Musikfest Hamburg, nahezu verdreifacht. Doch der promovierte Erziehungswissenschaftler, sechs Jahre lehrte er an der Universität Musikpädagogik, davor war er Musiklehrer, läßt sich von den
Zahlen keineswegs blenden. „Wenn man nur wenig hat, sind diese Aufstockungen nur relativ,“ weiß auch Tschache.
Auf insgesamt 16 Millionen Mark beläuft sich sein gesamter Etat, wobei das Philharmonische Staatsorchester, das Hamburger Konservatorium und die Musikhalle die höchsten Zuweisungen erhalten. Für die Projektförderung Rock und Pop verbleiben gerade einmal 225000 Mark, was ungefähr der Portokasse der Staatsoper entsprechen dürfte. Doch ohne diese öffentlichen Gelder sähe es in der Hamburger Rockmusikerszene noch ein wenig düsterer aus. „Wir wollen den Nachwuchs unterstützen,“ weist Tschache auf einen wichtigen Schwerpunkt des Förderkonzeptes hin, „um das musikalische Proletariat kümmert sich doch sonst niemand.“. Aus diesem Grunde wurde beispielsweise die Konzertserie Freispiel initiiert, erhalten das Rockbüro und Rock City e.V. staatliche Zuweisungen. Die riskanteren, weil experimentellen Veranstaltungen liegen Tschache am Herzen, „eine Konkurrenz zum kommerziell funktionierenden Bereich wollen wir nicht sein.“
Pro Jahr trudeln bei ihm rund 120 Anträge aus dem Bereich Neue Klassische Musik und Laienchöre ein, die Rockmusiker sind mit ungefähr 80 Unterstützungswünschen zurückhaltender. Nicht allen Antragstellern wird mit öffentlichen Geldern unter die Arme gegriffen, gut ein Drittel abgelehnt. „Das
Konzept muß stimmen, das Projekt oder die Veranstaltung muß schon etwas Besonderes sein.“ Wer sich nur, was ziemlich verständlich ist, die Gage von Vater und Mutter Staat finanzieren lassen will, stößt bei Tschache auf taube Ohren: „Die kriegen nichts.“
Tschache entscheidet alleine über die Zuwendungen und deren Höhe, berät sich jedoch in strittigen Fällen mit seinem Vorgesetzten, dem leitenden Regierungsdirektor Lutz Kilzer. „Ich versuche, mich mit den Antragstellern abzustimmen,“ was seinen Entscheidun-
gen etwas Objektivität verleihe, wie Tschache befindet, „gewöhnlich sorgt mein über Jahre gewachsenes Einschätzungsvermögen für Ausgewogenheit.“
Die auch für den Privatmenschen Tschache sehr wichtig ist. Als „Kompensation für die bürokratische Tätgkeit“, spielt der Klassikliebhaber in einem Kammerorchester Viola. „Das ist ein guter Ausgleich für den ganzen Verwaltungskram, zudem halte ich dadurch den notwendigen Kontakt zur Musikerszene.“
Clemens Gerlach
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