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Im Geist der Westküste

■ Die Hamburger Band Duesenberg arbeitet an ihrem Comeback / Nach 9 Jahren Pause entsteht jetzt die 5. LP / Ein Studiobesuch

arbeitet an ihrem Comeback

Nach 9 Jahren Pause entsteht jetzt die 5. LP/Ein Studiobesuch

å Hinter den Herren Rossbach, Schleiter und Solman liegen seit ihrer Bandauflösung 1983 neun Jahre des Rauchenabgewöhnens, Ehefrauenkennenlernens und der Neuorientierung ohne die ehemaligen Kollegen. Mehr als doppelt so weit hinter ihnen liegt der Beginn einer Faszination für Akkustikgitarren und Harmoniegesänge. Die Zeit der Gründung von Duesenberg läßt sich kurz so skizzieren: Die geographische Entfernung und die fast spirituelle Vorstellung von der amerikanischen Westküste arbeiteten zwischen den 60ern und 70ern bei den damals jungen Musikern der Hoffnung zu, überall, und auch in Hamburg 20, etwas Besseres zu finden als die Große Koalition.

Hier also eine Geschichte, die ihren Lauf nicht an der Kreuzung Haight Ashbury in San Francisco nahm, sondern in George‘s Music Shop in der Gärtnerstraße. Dort

begegneten sich um 1969/70 zwei der Obengenannten und trafen später andere, welche über ein Mitglied der Les Humphries Singers zueinander gefunden hatten. Nachdem Colin Solman sich von Screaming Lord Sutch getrennt und Richard Rossbach sein Abitur gebaut hatte, entschied sich die jetzt vollständige Gruppe gegen Krautrock, Kritiker und ins Humoristische schlitternde Kumpel.

„Wir kannten alle. Udo, Okko (Teufelsgeiger von Eppendorf, d.Red.) und den Kreis um das Onkel Pö, zu dem auch eine Zeit lang Otto Waalkes gehörte. Nur galt unsere Leidenschaft weder deutschen Texten noch Klamauk“, erklärt Rossbach. Über die 7Oer Jahre erhält sich ihr Verständnis vom importierten Harmonieverständnis als Chance für die eigene Kreativität. Duesenberg stellen akkustisch überseeischen Träumen nach, indem sie Tonleitern als Landschaftsansichten oder Stilleben erscheinen lassen. Motto: „Wohlgefühl schließt Tiefe nicht aus.“

Ab der dritten LP und der festen Zusammenarbeit mit Joachim Witt gab es immer mehr Reibungen. „Nach der vierten Platte forderte uns die Plattenfirma auf, in deutsch zu singen,“ führt Rossbach über die Auflösung der Gruppe 1983 aus. Duesenberg standen der Neuen Deutschen Welle in dem Maße erstaunt gegenüber, wie das Publikum für Duesenberg das Verständnis verlor. Nach Jahren reiner Studioarbeit schien vor etwa einem Jahr ein Zusammenkommen wieder sinnvoll. Wöchentliche Sessions mündeten in die Produktion einer neuen LP.

Im Studio führt den Interessierten eine Vorzimmerdame über ein Foyer mit Plattengalerie zum Sichtfenster des Aufnahmeraums. Drinnen warten ein paar lockere Macher und kommen im Gespräch von Info-Formulierungen allmählich zu einem Standpunkt. „Bei der neuen Platte wird es sicher den Kommerz-Vorwurf geben,“ prognostiziert Solman, der auf der Vorab-Maxi-Single einige Barry White-Anleihen in seinem Gesang ausbalanciert. „Was soll schon kommerziell bedeuten?“ meint Rossbach relativierend: „Wenn viele etwas mögen, muß das nichts Schlechtes bedeuten. Außerdem arbeiten wir völlig ohne finanziellen Druck, und eine nächste LP werden wir garantiert auch noch machen,“ legt er absichernd nach. Solman legt verstehend Zigaretten aus, und für das abschließende Foto machen Duesenberg konstruktiv Mätzchen. Die neue Platte ist ab August erhältlich und trägt den Titel Coming Home. Kristof Schreuf

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