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Tausende von Plätzen für Flüchtlinge

■ Allein in staatlichen Quartieren könnte der Senat 2.000 bis 3.000 unterbringen/ 110 bosnische Flüchtlinge kommen heute mittag an

Berlin. Die 110 Kriegsflüchtlinge, die Berlin nach der zwischen Bund und Ländern vereinbarten Quote aufnimmt, sollen heute mittag eintreffen. Der Senat besteht weiter darauf, Flüchtlinge in Heimen unterzubringen. Nach Angaben von Staatssekretär Armin Tschoepe (SPD), der die verreiste Sozialsenatorin Ingrid Stahmer (ebenfalls SPD) vertritt, gibt es in Berlin 15.000 Plätze in Übergangseinrichtungen, die freien Platzreserven gingen jedoch »gegen Null« (siehe untenstehendes Interview). Ein der taz vorliegendes internes Papier aus dem zuständigen Landesamt für Zentrale Soziale Aufgaben vom Mai 1992 nennt allerdings andere Zahlen. Danach hatte das Land Berlin, das ab 1989 neben Asylsuchenden auch Tausende von Über- und Aussiedlern provisorisch versorgen mußte, 1991 über 30.000 Unterkunftsplätze vertraglich gesichert. Als deren Zahlen zurückgingen, wurde die Kapazität auf jetzt rund 20.000 Plätze reduziert. Davon ist rund die Hälfte durch Asylsuchende belegt. Weitere Quartiere werden durch Aussiedler in Anspruch genommen. Wenn man andere Quellen hinzuzieht, kommt man auf 2.000 bis 3.000 freie Plätze.

Warum der Senat sich jetzt auf die Unterbringung der Flüchtlinge in staatlichen Quartieren versteift, ist unklar. »Finanzielle Gründe können es kaum sein«, so Jürgen Strohmaier von den Grünen, da die Unterbringung in Privatquartieren den öffentlichen Etat entlasten würde. Auch die Bedenken, die Unterbringungswilligen könnten sich vielleicht überfordern, wären auszuräumen gewesen, wenn die Sozialverwaltung, wie im Gespräch der taz und der Grünen mit Diepgen diskutiert, sich von der Ernsthaftigkeit der einzelnen Angebote überzeugt hätte. »Womöglich hat die SPD angesichts der Asylfrage kalte Füße gekriegt«, mutmaßt der Grüne. Aber: »Wir werden uns damit nicht abfinden.«

Bei der taz meldeten sich enttäuschte bis wütende BerlinerInnen, die sich diesen Rückzieher ebenfalls nicht erklären konnten. Ein Anrufer zum Beispiel hatte die Beherbergung eines Kindes so ernsthaft und gründlich vorbereitet, wie eine Behörde das nie könnte. Er hatte bereits einen Platz in einem Kinderladen besorgt und einen Kinderpsychologen engagiert, der sich um die Aufarbeitung der traumatischen Erlebnisse des kleinen Flüchtlings gekümmert hätte. Nun glaubt er, daß die Regierenden von Berlin und Bonn angesichts der vielen Krisenregionen im Osten Angst vor einer allzu guten Aufnahme von Flüchtlingen haben. usche

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