piwik no script img

Bredemeiers „blinde Passagiere“

■ Die Handballer sind nach der hohen 15:25-Niederlage gegen die GUS unter Druck

Barcelona (dpa) — Dieser Rückfall in erfolglose Zeiten der deutschen Handball-Nationalmannschaft hat nicht nur bei Bundestrainer Horst Bredemeier depressive Gedanken ausgelöst. „Jetzt ist die andere Seite des Trainers gefordert. Es gibt keine Erklärung und Entschuldigung für dieses Debakel.“ Die gellenden Pfiffe der 3.500 Zuschauer im Palau Granollers nach dem 15:25 gegen die GUS zum Auftakt des Turniers waren der gerechte Lohn für eine peinliche Vorstellung der Deutschen.

Auf diese Art und Weise ist zuletzt 1989 eine DHB-Auswahl beim Abstieg in die Drittklassigkeit aus der Halle gejagt worden. Wehrlos, müde. Ohne ein Zeichen des Widerstands gegen die eigene Schwäche. Unfähig, zu reagieren. „Das ist eine Demütigung.“ NOK-Chef Willi Daume war ebenso schockiert wie Rolf Andresen, Leitender Direktor des Bundesausschusses Leistungssport (BA-L): „Ich habe selten ein Team so ideenlos spielen sehen. Das waren blinde Passagiere.“

Sicher ist es zu früh, die DHB- Auswahl schon nach einem black out abzuschreiben. Bredemeiers Aufgabe als Psychologe ist aber mehr denn je gefordert. „Wir müssen unter allen Umständen gewinnen, egal wie.“ Am Mittwoch steht gegen Rekord-Weltmeister Rumänien das Schlüsselspiel auf dem Programm. Eine weitere Niederlage wäre schon der Abgesang.

„Ich bin geschockt, aber wir stecken den Kopf noch lange nicht in den Sand. Wir haben in den nächsten Spielen die Chance, noch alles wiedergutzumachen.“ Team-Manager Heinz Jacobsen, der 1978 zusammen mit Vlado Stenzel das DHB-Team zur Weltmeisterschaft führte, war ebenfall sprachlos. „Es ist einfach rätselhaft, daß einer wie Volker Zerbe hier kein Bein auf den Boden bekommt.“

Bredemeier hat dem 24jährigen Bankkaufmann Führungsqualitäten zugesprochen, die der intelligente Riese in 60 Minuten nie nachweisen konnte. Kein Tor, kaum ein gelungenes Anspiel. „Vielleicht ist der Druck bei Olympia doch zu groß für ihn“, meinte Jacobsen. Kapitän Stephan Hauck hatte als einer der wenigen nach dem Spiel den Mut, Rede und Antwort zu stehen. „Ich bin enttäuscht, weil nicht nur die Jungen, sondern auch die Alten voll versagt haben.“ Die anderen verkrochen sich.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen