: Kohlkopf-Skelette
■ Schmetterlingsinvasion in England: Naturschützer jauchzen, Bauern fluchen
London (dpa) — Die ostenglischen Grafschaften sehen sich von einer Invasion bedroht. Naturforscher und Hobbybotaniker sind begeistert, doch vor allem die Kohlbauern machen besorgte Gesichter: Es handelt sich um eine Schmetterlingsinvasion, die zwar das Landschaftsbild ziert, auf Kohlköpfen und anderem Grünzeug jedoch zerstörerische Spuren hinterläßt. Tausende von hungrigen Raupen machen sich auf der Suche nach einer Mahlzeit über das britische Gemüse her.
„Es sind schon so viele herübergekommen, daß im Herbst wohl kein einziger Kohlkopf mehr steht“, meint Steve Piotrowski, Schmetterlingsexperte der Suffolker Naturschutzorganisation. „Eine gewisse Einwanderung gibt es jedes Jahr, aber so viele wie in diesem Jahr haben wir noch nie gesehen“, sagt der Sprecher einer anderen Naturschutzgesellschaft in Suffolk, Eric Parsons. Viele der bunten und teilweise exotisch gefärbten Insekten wurden mit dem Ostwind vom europäischen Festland herübergeweht. Schwärme von 500 bis 1.000 Faltern wurden in der Nähe des Hafens Harwich gesichtet.
„Die Raupen sind eine verflixte Plage. Sie machen aus unseren Kohlköpfen Skelette“, schimpft Rentner Jimmy Stanner, der in Lowestoft an der englischen Ostküste einen Schrebergarten hat.
Doch die Naturschützer erfreuen sich des Anblicks ungetrübt. „Dieser Sommer ist sehr ermutigend. Aber ein guter Schmetterlingssommer kann nicht die Probleme der letzten 150 Jahre vom Tisch wischen“, sagt Schmetterlingsforscher Andrew Phillips aus Essex. Die Zahl der Säftesauger sei in den letzten 50 Jahren um 99 Prozent zurückgegangen. Fünf Arten seien bereits ausgestorben, und von den verbliebenen 54 Sorten in Großbritannien seien 23 bedroht.
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