: Billy: Da isser wieder!
Die Menschen laufen auf die Straßen, Autofahrer starten ein Hupkonzert, das Fernsehprogramm wird unterbrochen: Billy ist wieder da! Billy, mein Billy, unser Billy, Euer Billy. Sowas ähnliches muß der Werbeagentur von Ikea vorgeschwebt haben, als sie „das meistverkaufte Regal Deutschlands“ nach über einem Jahr Abwesenheit im Sortiment zum Mittelpunkt einer gigantischen Anzeigenkampagne machten. Zitat: „Sie haben uns beschimpft. Sie haben uns geschmeichelt. Sie haben uns bestochen. Sie haben es geschafft. — Billy ist zurück.“
Das Möbel, dessen erklärter Fan z.B. Ex-Kanzler Helmut Schmidt ist, war nicht zuletzt seines konkurrenzlosen Preises wegen so beliebt; der konnte, da „Billy“ in der DDR billig produziert worden war, nach der Wiedervereinigung angeblich nicht mehr gehalten werden. Ikea nahm ihn aus dem Programm. Wie es nun kam, daß durch die Presse (bis hin zum Spiegel) ein Aufschrei der Entrüstung ging — „Wir wollen unsern Billy wiederhaben“ — das herauszufinden bedarf es wohl eines guten Detektivbüros. (Möglicherweise) unbezahlte Reklame für den Billiganbieter gab es jedenfalls en masse; Gipfel der Kampagne ist jetzt die bundesweite Schaltung von „Billy ist zurück“.
Der Trick mit dem Entzug gewohnter Ware, dem bald danach das Unterwerfen unter den angeblichen KäuferInnenwunsch folgt, ist nicht neu: McDonald's arbeitete so, als es eins seiner Fleischbrötchen scheinbar vom Markt nahm, um dann Thomas Gottschalk als Retter in der Not auftreten zu lassen: „Da isser wieder!“; und dem „Frühstyxradio“ des Isernhagener Privatradios ffn erging es kürzlich ähnlich (dort opferte man auf dem Altar der Werbung sogar einen Programmdirektor!). Immer stehen die Massen für „ihr“ Produkt auf.
Auf der Verbraucherseite scheint der gewünschte Effekt einzutreten: Ikea in Stuhr meldet „sehr starke Nachfrage“ besonders von „Billy weiß“. Der Preis sei gleichgeblieben, nur „Billy hat sich in der Breite verändert“. Ganz individuell kam es tatsächlich zu erschütternden Szenen. Der Reporter war Zeuge, als die Lehrerin Christel N. (39) die Frohbotschaft erhielt: Die Augen wurden feucht, die Stimme ganz, ganz samtig: „Billy, das ist aber schön!“ Bus
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