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BISS fordert Baustopp für Linie U8

■ Bürgerinitiative: Sackgassentunnel am Bahnhof Hermannstraße ist Geldverschwendung/ Einsprüche von Bürgern werden mißachtet/ BVG: Tunnel als Abstellanlage nötig, Baurecht wird eingehalten

Neukölln. Die Bürgerintiative Stadtring Süd (BISS) fordert einen vorläufigen Baustopp für den Neubau des U-Bahnhofs Hermannstraße. Nach den Plänen der Verkehrsverwaltung soll der Bahnhof 1995 eröffnet werden. Die Folge: Die Linie U8 würde nicht mehr an der Leinestraße enden, so daß die Fahrgäste an der Hermannstraße direkt auf die gleichnamige Station am S-Bahn-Südring, umsteigen können. Der Südring soll Ende 1993 fertig sein. Die begonnenen Bauarbeiten für den Bahnhof Hermannstraße und einen 220 Meter langen Tunnel, der als eine Art Sackgasse vom Bahnhof abgehen soll, seien illegal, sagt Thomas Pudelko von der Verkehrsinitiative. Die Bürger seien nicht ausreichend an den Planungen beteiligt worden. Zwar hätten die Baupläne ordnungsgemäß ausgelegen, hätten Behörden und Bürger ihre Einwände machen können. Doch es habe es keinen Erörterungstermin gegeben, auf dem mit den Betroffenen über die Probleme diskutiert worden sei.

Darüber hinaus hat die Bürgerinitiative kräftige Kritik an dem Sackgassentunnel. Die BVG brauche die unterirdische Röhre weder für das Abstellen von Zügen noch dafür, daß U-Bahnen die Gleise wechseln können. Das Geld dafür werde anderswo dringender benötigt.

Wenn auch bereits gebaut werde, hätten die Bauarbeiten für Bahnhof und Tunnel noch nicht begonnen, sagt dagegen die BVG. Für die Einwände der Bürger gebe es selbstverständlich noch einen Erörterungstermin. Wenn es um Sinn und Unsinn des »blinden Tunnels« geht, gibt Hans-Erich Kratky zwar zu, daß das Fahrgastunternehmen an anderer Stelle Abstellgleise hätte, die nicht vollständig genutzt würden. Die seien allerdings für alte U-Bahn- Züge vorgesehen gewesen, die eine andere Länge hatten. Deshalb brauche man die viergleisige Anlage südlich des Bahnhofs Hermannstraße. Am Tage würden auf dem 220 Meter langen Tunnelende die Züge der U8 die Seite wechseln, um dann auf der richtigen Seite zurück zu fahren. Sollte der Seitenwechsel dort nicht möglich sein, ginge das auf Kosten der Zeit und die U-Bahn könnte zukünftig nicht in kürzeren Abständen fahren als bisher.

Die BISS bleibt trotz des Widerspruchs der BVG bei ihren Einwänden. Pudelko vermutet hinter dem Abstelltunnel noch ein anderes Interesse. Die BVG wolle die Linie 8 mit dem Tunnel über den Bahnhof Hermannstraße hinaus verlängern, um damit einen Weiterbau Richtung Süden zu forcieren. Das sei heutzutage, wo das Geld knapp sei, aber nicht vertretbar. Auch der Fahrgastverband IGEB fordert, daß der Tunnel nicht gebaut wird. Er diene nur der betrieblichen Bequemlichkeit der BVG. 85 Millionen Mark könnten gespart werden, wenn auf die Abstellanlage verzichtet werde. Dirk Wildt

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