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Eltern falsch, Sohn auch

■ Wegen „falscher“ Eltern wurde Sohn in Bremen falscher Fernfahrer

Weil die Eltern nicht seine leiblichen waren, geriet ein inzwischen 16jähriger aus Leipzig auf die schiefe Bahn und baute sich in Bremen mit falschen Angaben eine Existenz als Fernfahrer auf. Derzeit wird über das Jugendamt nach Wegen gesucht, dem „Jungunternehmer“ den Verbleib in Bremen zu ermöglichen. Nach einem „erfolgreichen Berufsleben“ wolle der 16jährige nicht mehr nach Hause.

Angefangen hatte die außergewöhnliche Geschichte im Sommer 1991. Damals hatte der noch 15jährige erfahren, daß seine Eltern nicht die leiblichen sind. Als der Junge daraufhin das Gespräch mit ihnen suchte, soll er nur Prügel erhalten haben und schikaniert worden sein. Darauf faßte er den Entschluß, sich von seinen „falschen“ Eltern zu trennen und ein eigenes Leben aufzubauen. Am 30. August kehrte er vom Weg zur Schule nicht mehr zurück. Mit der Scheckkarte seiner Mutter besorgte er sich mehrfach Geld und kaufte sich in Leipzig einen Trabbi. Dort traf er auch einen älteren Freund und beschloß, dessen Identität anzunehmen.

Der Ausreißer verkaufte in Amsterdam seinen Wagen, arbeitete später in Nordrhein-Westfalen und Bayern als Zeitschriftenweber und landete im April in Bremen. Hier erschlich er sich die Fahrerlaubnis für Lastwagen, den Europa-Führerschein und einen Personalausweisund erfüllte sich so ausgestattet mit Zeitverträgen und als Urlaubsvertretung bei verschiedenen Firmen den Berufswunsch Fernfahrer. Zunächst nur im Nahverkehr eingesetzt, schaffte er „auf dem Höhepunkt seiner Karriere“ sogar eine Tour nach Italien.

dpa

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