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Charité gegen Kündigungen

■ Dekan der Charité kritisiert erneut die Absicht des Wissenschaftssenators, bis Oktober 400 Mitarbeiter zu entlassen/ Schaden für die Forschung

Mitte. Rechtzeitig zum 7. September werden die Struktur- und Berufungskommissionen der Universitätsklinik Charité die Evaluierung der Mitarbeiter abgeschlossen haben. Das teilte der Dekan der medizinischen Fakultät, Harald Mau, gestern mit. Damit sei aber über Zeitpunkt und Umfang der Kündigungen noch nichts gesagt. Kurz vor Ablauf des »Ultimatums« kritisierte Mau erneut die Weisung des Wissenschaftssenators Manfred Erhardt (CDU), bis Oktober 300 Wissenschaftler- sowie 100 Nichtwissenschaftlerstellen an der Universitätsklinik abzubauen. Durch den großflächigen Abbau von Wissenschaftlern werde die Forschung an der Charité starken Schaden nehmen.

Mau forderte den Senat auf, anstatt »Hals über Kopf« 400 Leute zu entlassen, mit einem »vernünftigen Stufenprogramm« eine allmähliche Umgestaltung der Finanzierung für Wissenschaftler, beispielsweise durch Drittmittel, zu forcieren. Bei einigen Wissenschaftlern sei eine neue Finanzierung binnen weniger Monate, bei anderen zumindest innerhalb von zwei Jahren sicherzustellen, schätzte Mau. »Nur so können wir verhindern, daß ganze Teile der Forschung wegbrechen.« Als Mitglied der Struktur- und Berufungskommission fühle er sich verpflichtet, Schaden vom Land Berlin abzuwenden. »300 arbeitslose Wissenschaftler sparen niemandem etwas.« Ferner bestehe die Gefahr, daß ein großer Teil der jetzt überstürzt ausgesprochenen Kündigungen arbeitsrechtlich unwirksam wären und die Entlassenen sich wieder einklagten.

Gegen die Aufstellung der sogenannten »Schwarzen Listen« seitens der Klinikleitung, die nach Maus Aussage bisher weder beschlossen noch rechtskräftig seien, hatten auch die Mitarbeiter immer wieder protestiert. In der vergangenen Woche hatten etwa 600 Ärzte, Wissenschaftler und sonstiges Personal gegen die Entlassungen demonstriert. Der Klinikleitung warfen sie vor, die zu kündigenden Mitarbeiter »willkürlich ausgesucht zu haben«. Als »unglücklich« bezeichnete bei der Demonstration auch Marlis Dürkop, die neue Präsidentin der Humboldt- Uni, den Kündigungsprozeß und bot sich als Vermittlerin zwischen Klinikumsleitung und Mitarbeitern an.

Daß eine Reduzierung des wissenschaftlichen Personals an der Charité notwendig sei, bezweifelte Mau gestern nicht. Dennoch sei mit »Hauruck-Aktionen genug Porzellan zerschlagen worden«. Trotz der zu erwartenden arbeitsrechtlichen Probleme sprach sich Mau dafür aus, per Eignungskündigung auch ehemals systemtragende Personen zu kündigen. Diese sollten auch nicht an anderer Stelle in der Klinik weiterbeschäftigt werden. Auch wolle die Charité nicht in anderen Kliniken der ehemaligen DDR gekündigte Systemtragende einstellen, so Mau. jgo

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