: Psychoterror an der Sprunggrube
■ Nach ihrem Sieg im Siebenkampf klagte Jackie Joyner-Kersee (USA) über Störungsmanöver der deutschen Rivalinnen/ Gold im Hochsprung für Javier Sotomayor
Barcelona (dpa) — Nach einem schwachen 200-Meter-Lauf am Ende des ersten Tages hatte die Wattenscheiderin Sabine Braun bereits die vagen Hoffnungen begraben müssen, am Thron der übermächtigen Jackie Joyner-Kersee rütteln zu können, als sie dann im Weitsprung nur auf 6,02 Meter kam, war auch die Silbermedaille so gut wie passé. Mit einer guten Leistung im Speerwurf und einem passablen 800-m-Lauf zum Abschluß konnte die Weltmeisterin von Tokio dann aber doch noch die Rumänin Liliana Nastase vom dritten Rang verdrängen.
Mit 6.649 Punkten, dem viertbesten Ergebnis ihrer Karriere, holte Sabine Braun die Bronzemedaille und stellte erleichtert fest: „Es ist gut ausgegangen.“ Die beiden anderen deutschen Teilnehmerinnen Peggy Beer (Berlin) und Birgit Clarius (Ingolstadt) kamen auf den sechsten bzw. siebten Rang.
An der Spitze zog Jackie Joyner- Kersee einsam ihre Kreise und ließ sich auch durch angebliche Störungsmänöver der deutschen Konkurrenz nicht aus der Ruhe bringen. Ständig sei versucht worden, sie einzuschüchtern und aus der Ruhe zu bringen, beim Weitsprung habe Sabine Braun sie sogar angerempelt. „Wir sind uns einfach nicht aus dem Weg gegangen. Keine wollte nachgeben“, schildert die Deutsche diese Situation und beschreibt ihr Verhältnis zur Amerikanerin ansonsten so: „Wir haben kein Verhältnis, sind nicht freundlich, aber auch nicht unfreundlich zueinander.“
Die 30jährige Joyner-Kersee ließ sich weder durch psychologische Tricks noch durch Irina Bjelowa aus der GUS, die mit 6.845 Punkten den zweiten Rang belegte, irritieren. „Ich kann mich nur selber schlagen“, erklärte sie, häufte eine Spitzenleistung auf die andere, sammelte 7.044 Punkte und erklärte nach ihrem souveränen Triumph zum Schrecken der anderen Athletinnen, daß sie durchaus gedenke, bis Atlanta 1996 weiterzumachen.
Wesentlich unspektakulärer als erwartet verlief der Hochsprung der Männer. 2,34 Meter wurden auf der schwierigen Anlage bei brütender Hitze noch von fünf Springern überquert, das war aber auch schon das Maß aller Dinge an diesem Abend. Nachdem das Quintett plus Ralf Sonn, der sich einen Versuch aufgespart hatte, an 2,37 m gescheitert waren, gab die Zahl der Fehlversuche den Ausschlag für den Olympiasieg des kubanischen Weltrekordlers Javier Sotomayor vor dem schwedischen Altmeister Patrick Sjöberg.
Enttäuschend verlief die Qualifikation im Diskuswerfen für Weltmeister Lars Riedel (Mainz). Als 14. kam er nicht in den Endkampf, den Jürgen Schult (Schwerin) als Zweiter mit 63,46 m locker erreichte.
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