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Giftluft in Kindernasenhöhe

■ Greenpeace-Studie: Kinder müssen Schadstoffe weit über Grenzwertbestimmungen einatmen

Berlin (taz) — Der Weg zur Schule gleicht in Deutschlands Großstädten einem Spießrutenlauf durch gesundheitsgefährdende Autoabgase. Zu diesem Ergebnis kommen jetzt MitarbeiterInnen von Greenpeace, die im April und März dieses Jahres die Schadstoffkonzentrationen in unmittelbarer Nähe von Schulen, Kindergärten und Schulwegen in Hamburg, München und Leipzig feststellten. Im Unterschied zu der amtlichen »Ansaughöhe« von drei bis fünf Metern wurde dort gemessen, wo sich Kinder aufhalten und atmen — in Kindernasenhöhe von 1,20 Meter. Dabei ergaben sich Spitzenwerte bei den Oxidverbindungen, die erheblich höher lagen als die von offiziellen Stellen gemessenen. Greenpeace wirft daher den zuständigen Behörden „Schönfärberei“ vor.

Bei dem Durchschnittswert für Stickstoffmonoxid waren es 195 Prozent und bei dem daraus entstehenden Reizgas Stickstoffdioxid 118 Prozent mehr. Während der Rush- hour habe das Stickstoffdioxid in allen Städten eine für Kinder gefährliche Konzentration um 200 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erreicht. Im Falle des den Blutsauerstoff verdrängenden Kohlenmonoxides klaffte eine Differenz von 161 Prozent zu den amtlichen Ergebnissen. Alarmierend auch die Meßwerte für krebserregende Stoffe: Die Benzolkonzentrationen lagen grundsätzlich über dem in einem Entwurf vorliegenden Grenzwert von 10 Mikrogramm und erreichten teilweise zwischen 20 und 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Neben den Einzelwirkungen der verschiedenen Autoabgase weist Greenpeace auch auf die Brisanz des aus ihnen entstehenden Giftcocktails hin, der üblicherweise vernachlässigt werde. Die Folgen: eine Verschlechterung der Immunabwehr und eine Erhöhung der Allergieanfälligkeit.

Kritisiert werden von der Umweltschutzorganisation vor allem die heute bestehenden Immissionsschutzbestimmungen. Grenzwerte seien nur für wenige Stoffe festgesetzt und sie liegen in der Regel viel zu hoch. Noch nötiger als eine Verschärfung der Abgasvorschriften ist für die UmweltschützerInnen allerdings eine Kehrtwende in der Verkehrspolitik. Im Zurückdrängen des Autos als dominierendem Verkehrssystem und der Umgestaltung der Innenstädte zugunsten der Menschen sieht Greenpeace die dringend gebotene Alternative. Udo Bünnagel

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