: Greenpeace fordert Treuhand heraus
■ Die Umweltschützer sind optimistisch, durch die Kampagne das Überleben der Firma zu sichern
Greenpeace wird zum ersten mal in der Geschichte der Organisation eine Werbekampagne für ein konkretes Produkt starten: den ökologischen Kühlschrank. Der sächsische Kühlschrankhersteller dkk Scharfenstein hat das weiße Möbel in den vergangenen Monaten entwickelt, steht aber trotzdem vor der Liquidation. Die Hamburger Umweltschützer sind optimistisch, daß sie mit ihrer Kampagne zum Erfolg des Produkts und damit zum Überleben der Firma beitragen können. Greenpeace will in seinem Magazin werben, sich aber auch mit Briefsendungen an seine mehrere hunderttausend Förderer wenden. Die Treuhandanstalt will bis Mitte August entscheiden, ob sie das Unternehmen wegen mangelnder Marktchancen liquidiert.
Mit der rund 100.000 Mark teuren mehrwöchigen Anzeigenkampagne soll die Öffentlichkeit auf die drohende Schließung des Unternehmens aufmerksam gemacht werden. „Es ist das erste Mal, daß Greenpeace in die Produktwerbung einsteigt“, so Benny Härlin von Greenpeace. Härlin ist optimistisch. Nach ersten Berichten über den ökologischen Kühlschrank sind bei der Firma und den Umweltschützern schon insgesamt 20.000 Vorabbestellungen für den neuen FCKW-freien Kühlschrank eingegangen. Greenpeace hofft mit der Kampagne die Zahl der Bestellungen noch erheblich zu steigern, auch wenn die ersten Öko-Kühlschränke frühestens in einem halben Jahr geliefert werden könnten.
Mythos Stromfresser
Bis dahin soll der Kühlschrank im amerikanischen Kalifornien, wenn möglich, auch einen mit 30 Millionen Dollar dotierten Preis gewinnen. Die Hersteller haben sich dort an einem Wettbewerb von Energieversorgungsunternnehmen beteiligt, bei dem der energiesparenste Kühlschrank prämiert werden soll. Die Ingenieure der dkk Scharfenstein wollen mit ihrer Teilnahme endgültig das Vorurteil zu den Akten legen, daß ihr Kühlschrank zwar die Ozonschicht nicht mehr zerstört, aber ein wirklicher Stromfresser sei.
Greenpeace warf der Treuhandanstalt vor, an dem umweltfreundlichen Produkt kein Interesse zu haben. „Anstatt der neuen Entwicklungslinie eine Chance zu geben, wollen sie das Unternehmen nur loswerden“, sagte Greenpeace-Abteilungsleiter Wolfgang Lohbeck in Hamburg. Wenn ein anderer Investor den Betrieb übernehme, sei das momentane Konzept aber gefährdet. Deshalb müsse sichergestellt werden, daß die jetzige Firmenleitung die Entwicklung weiter vorantreiben könne.
Nach Ansicht der Treuhandanstalt sind die Marktchancen eines FCKW-freien Kühlschrankes zur Zeit noch unklar und müßten durch unabhängige Gutachten geklärt werden. „Daß wir das Projekt fallenlassen wollen, ist eine böswillige Unterstellung“, sagte Treuhand-Sprecher Franz Wauschkuhn. Bei guten wirtschaftlichen Chancen werde die Firma saniert. Greenpeace könne sich immerhin ja auch selbst unternehmerisch engagieren. ten
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen