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"Atlantis"-Experiment mit Fesselsatellit noch nicht aufgegeben

■ Pleiten, Pech und Pannen

Pleiten, Pech und Pannen

Cape Canaveral (AP) — Der US- Raumfähre „Atlantis“ bleibt das Pech treu. In der Nacht zum Mittwoch mißlang auch der zweite Versuch, einen Satelliten an einem spaghettidicken und 20 Kilometer langen Glasfaser-Kupfer-Kabel auszusetzen. Nach 260 Metern war Schluß, da die Winde klemmte. Weil der Satellit dann auch noch gefährlich zu schwingen begann, mußte das Experiment abgebrochen werden. Am Mittwoch sollte ein neuer Versuch unternommen werden. Der Flug der Raumfähre wurde bis Samstag verlängert.

Das Raumfahrtzentrum schickte die Astronauten, von denen einige seit 20 Stunden auf den Beinen waren, nach den mißglückten Experimenten erst einmal schlafen. Während vier Astronauten sich ausruhten, beobachteten die anderen drei den an der 257 Meter langen Leine hängenden Satelliten. In der Pause beriet das Kontrollzentrum der NASA über die weitere Vorgehensweise. Schon der erste Versuch mit dem Satelliten am Dienstag abend war nach mehrstündigem Kampf mit technischen Schwierigkeiten abgebrochen worden, weil der 500 Kilogramm schwere Metallball gefährlich zu schwingen begann. Der Satellit wurde geborgen und anschließend noch einmal von dem haushohen Startturm ins All geschickt. Ein stundenlanger Kampf mit der defekten Winde, auf die das nur zweieinhalb Millimeter dicke Kabel gewickelt ist, blieb auch diesmal erfolglos, weiter als 260 Meter wurde die Spanne zwischen Shuttle und Satellit nicht. Das Kabel sollte aus dem Magnetfeld der Erde eine Spannung von bis zu 5.000 Volt aufnehmen. Mit dem Versuch, der in der Weltraumfahrt völlig neu ist, sollte geprüft werden, ob eine Energieversorgung von Raumschiffen oder Raumstationen auf diesem Weg möglich ist.

Die sieben Astronauten, darunter ein Schweizer und ein Italiener, hatten vor ihrem Pech mit dem Satelliten schon Probleme mit der Aussetzung der Forschungsplattform „Eureca“. Am Dienstag wurde kein Versuch unternommen, „Eureca“ von der derzeitigen niedrigen Umlaufbahn auf den geplanten Orbit zu steuern. Wegen der „Eureca“-Probleme hatte der Versuch mit dem Fesselsatelliten einen Tag später als vorgesehen begonnen.

Die italienische Weltraumbehörde arbeitet seit 20 Jahren an dem Experiment. Die Astronauten wurden mehrere Jahre darauf vorbereitet, insbesondere auf Flugmanöver, um das Kupferkabel so ruhig wie möglich zu halten. Die NASA investierte 379 Millionen Dollar in den Versuch. Das Kabel, der Startturm und einige Instrumente im Satelliten stammen von der NASA.

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