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Tränen versiegt

■ Die deutschen Florett-Frauen gewannen zum Abschied noch einmal Silber/ Gold für die Italienerinnen

Barcelona (dpa/taz) — Rumpelstilzchen und seine fichtelnden Schloßhunde haben ausgedient. In Seoul 1988 war der rundliche Fechtmeister aus Tauberbischofsheim nach dem Medaillensegen, den ihm Anja Fichtel, Zita Funkenhauser und Sabine Bau in Einzel und Team beschert hatten, noch im schwarz-rot- goldenen Vollrausch durch die Fechthalle gehüpft und seine Floretteusen hatten wahre Tränenströme vom Siegespodest rinnen lassen. In Barcelona blieben selbst nach der Finalniederlage gegen Italien alle Augen trocken, und Beck übte sich in bescheidener Zufriedenheit.

Die Bemerkung, daß es bei „optimalem Finalverlauf“ zum Olympiasieg hätte reichen können, sowie einige routinemäßige Kampfrichter- Schmähungen konnte er sich zwar nicht verkneifen, zeigte sich aber ansonsten mit der Silbermedaille durchaus glücklich. „Damit sind alle Lügen gestraft, die uns vorzeitig abgeschrieben und Häme über uns ausgegossen haben“, freute sich Beck.

„Man muß nicht immer an Gold denken“, sagte auch Anja Fichtel- Mauritz, die 53 Tage nach der Geburt ihres Sohnes eine überragende Leistung geboten hatte. Im Halbfinale gegen die GUS riß sie ihr Team, dem außer Zita Funkenhauser und Sabine Bau noch Annette Dobmeier und Monika Weber angehörten, zum 9:4-Sieg mit, gegen die Italienerinnen, die nicht einmal Einzel-Olympiasiegerin Giovanna Trillini einsetzten, war dann beim 6:9 jedoch nichts mehr zu machen, zumal sich Diana Bianchedi als unschlagbar erwies und ihre sämtlichen vier Gefechte gewann. Auch der stimmgewaltige Einsatz von rund hundert Fans blieb vergeblich.

Das Finale war vermutlich der letzte gemeinsame Auftritt des bewährten Klingen-Trios. Anja Fichtel hat Gefallen am Mutterdasein gefunden und strebt „weitere Kinder“ an, Sabine Bau und Zita Funkenhauser wollen sich künftig verstärkt ihren Studien der Medizin- bzw. Zahnmedizin widmen.

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