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12.000 Schüler ohne Lebenskunde-Unterricht

Berlin. Den freiwillig gewählten Lebenskundeunterricht werden über 12.000 Mädchen und Jungen an Ostberliner Schulen zu Beginn des neuen Schuljahres nicht besuchen können. Schuld sei »die langsame Arbeitsweise des Senats, der die Mittel für 100 neue Lehrerstellen noch immer nicht bewilligt hat«, sagte Gerald Betz vom Berliner Freidenker-Verband. Die Verhandlungen ziehen sich bereits über ein Jahr hin. Das könne auch mit einer Bedarfsprüfung nicht gerechtfertig werden.

1991 bewilligte der Senat zugunsten des Aufbaus des Religionsunterrichts in Ost-Berlin den Kirchen dafür mehr als fünf Millionen Mark. Angesichts der Tatsache, daß 80 Prozent der Schüler in den Ostbezirken religionsfern und konfessionslos sind, sei das unverständlich.

Während im vergangenen Schuljahr 18 staatliche Lehrer im Ostteil von den Freidenkern für den humanistischen Weltanschauungsunterricht ausgewählt und beauftragt wurden, sind es ab nächster Woche 117 Lehrkräfte, die vorher an vorbereitenden Weiterbildungen des Verbandes teilnahmen. In den westlichen Bezirken unterrichten 64 staatliche Lehrer Lebenskunde neben ihren anderen Fächern. Nur knapp ein Drittel des derzeitigen Unterrichtsbedarfs für insgesamt mehr als 20.000 Schüler kann damit abgedeckt werden. Somit könne dem Bedürfnis vieler, sich mit Fragen einer humanistischen Lebensorientierung auseinanderzusetzen wollen, nicht ausreichend entsprochen werden, betonte Betz.

Der Berliner Freidenker-Verband, Träger des Lebenskundeunterrichts seit 1984 im damaligen West-Berlin, ist seit 1948 eine staatlich anerkannte und geförderte Weltanschauungsgemeinschaft und seit 1990 wieder in ganz Berlin tätig. ADN

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