Becker/Stich verreist

■ Vorsicht! Der folgende Beitrag ist keine Satire, sondern eine völlig ernstgemeinte Agenturmeldung

Barcelona (dpa) — Die lange Reise von Boris Becker und Michael Stich ist auf dem Gipfel des Olymps mit einem goldenen Triumph zu Ende gegangen. Nach zwei nächtlichen Fünfsatz-Marathons und insgesamt mehr als 13 gemeinsamen Stunden auf dem Platz feierten die beiden im Einzel gescheiterten Wimbledonsieger im Finale des Doppel-Wettbewerbs einen Erfolg der vereinten Willensstärke.

Am Freitag dauerte es noch einmal 2:26 Stunden, bis sich der Leimener und der Elmshorner nach dem 7:6 (7:5), 4:6, 7:6 (7:5), 6:3 gegen die Südafrikaner Wayne Ferreira und Piet Norval mit einem Freudenschrei in die Arme fallen konnten.

„Wenn wir uns menschlich nicht verstehen würden, könnten wir auch nicht ein so gutes Doppel bilden“, hatte Stich schon nach dem Halbfinale beteuert, daß aus den einstigen Rivalen ein freunschaftlich verbundenes Erfolgs-Duo geworden ist. Die harte gemeinsame Arbeit in der Hitze Barcelonas hat nun im Finale Früchte getragen. Wie auch das amerikanische „Dream-Team“ der Basketballer es plant, ging das holsteinisch-badische Doppel erst ganz zum Schluß mit allerletzter Konsequenz zur Sache. Für die Südafrikaner wurde so die erste olympische Medaille nach 32 Jahren Ausschluß „nur“ eine silberne.

Bei meist bedecktem Himmel und vor mit 6.000 Zuschauern nicht ganz vollen Tribünen erwiesen sich Ferreira/Norval als harte Brocken. Vor allem wirkten sie phasenweise harmonischer als das deutsche Duo, das erst zum vierten Mal bei einem Turnier zusammen antrat. Nachdem Becker den Tie-Break des ersten Satzes mit einem von der Netzkante abgefälschten Ball entschieden hatte, konterten die Gegner und und holten den zweiten Durchgang nach 1:48 Stunden.

Karl-Heinz Beckers Miene verdüsterte sich weiter, als auch vier Breakbälle im dritten Satz ungenutzt vorbeizogen und sein Sohn den oft unglücklich agierenden Partner ein ums andere Mal mitziehen mußte. Erst ein Aufschlag- Winner Beckers entschied wiederum im Tie-Break den Satz. Die in der Ehrenloge sitzenden Minister Klaus Kinkel und Rudolf Seiters konnten sich zuversichtlich zurücklehnen. Mit dem ersten Matchball machten die Deutschen den Sieg schließlich perfekt. Dem Davis-Cup-Kapitän Niki Pilic eröffnet das durch den Olympiasieg zusammengeschweißte Doppel höchst erfreuliche Perspektiven für künftige Aufgaben. Am wichtigsten dürfte aber sein, daß Becker und Stich endlich einmal wieder die Kette der Niederlagen durchbrochen haben. Es könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein.