: Die Tiefebene hebt ab
■ Olympische Spiele in Barcelona: Sieben Medaillen für norddeutsche Olympioniken
: Sieben Medaillen für norddeutsche Olympioniken
Sie startet zwar inzwischen für einen Chemiemulti, Heike Henkel aus Kronshagen bei Kiel, doch Erfolge aus der Apotheke sind ihr fremd. Mit Rindermastpräparaten mag sich die Goldmedaillengewinnerin im Hochsprung nicht erwischen lassen. Statt dessen kann man ihr Konterfei auf „Fair geht vor, keine Macht den Drogen“ -Postern erblicken. In Barcelona schaffte es die inzwischen nach Leverkusen umgesiedelte Leichtathletin, nur von Quicki-Haarpflege gedopt, ihre telegene Lockenpracht über 2,02 Meter zu floppen und somit für eine weitere güldene Medaille für die norddeutschen Olympiafetischisten zu sorgen.
Ebenfalls ins Ruhrgebiet umgesiedelt ist ein weiterer Gold-dekorierter Hamburger Olympionike: Mario von Appen, Paddler im Viererkajak. Der 27jährige Zahntechniker, nicht verwandt oder verschwägert mit taz-Polizeireporter Kai von Appen, hatte anfangs des Jahres eigentlich noch nicht mit einer Olympiateilnahme gerechnet. Nur weil sich der Duisburger Detlef Hofmann im Frühjahr bei der Einnahme von leistungsfördernden Mitteln erwischen ließ, kam von Appen als Ersatzmann überhaupt in den Vierer.
Für Christian Blunck indes stand schon zu Jahresbeginn fest daß er in Barcelona mit dabei sein wird. Zu überzeugend waren seine Leistungen in der nationalen Hockey- Equipe, mit der er im Frühjahr die Champions-Trophy gewann, im Krummstockschlagen eine der begehrtesten Plaketten. Nach der sonnabendlichen Goldmedaille wird Büdi, wie er fast ausschließlich genannt wird, längere Zeit nicht mehr für National-Trainer Lissek zur Verfügung stehen. Den gelernten Bankkaufmann zieht es nach Australien.
Die Erfolge von Herbert Blöcker (Silber und Bronze in der Vielseitigkeitsprüfung der Reiter), Michael Stich (Gold im Tennisdoppel), Michael Steinbach (Gold im Doppelvierer der Ruderer) und den sonnabendlichen Erfolgen von Henkel, Blunck und von Appen ist die Bilanz der norddeutschen Olympioniken insgesamt doch hervorragend. Da störte es auch nicht weiter, daß die Schwimmer die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnten: Nils Rudolph scheiterte über 100 Meter bereits im Vorlauf und wurde auf seiner Paradestrecke, den 50 MeterFreistil, nur Achter; Stefan Pfeiffer wurde zweimal Vierter.
Olympiasiege waren auch für die Segler nicht programmierbar. Einem Jürgen Hingsen gleich erlaubte sich etwa Dr. Wolfgang Hunger gleich im ersten Rennen einen Fehlstart, im zweiten riß ihm das Spinnaker-Segel. Auch Ex-Olympiasieger und Neu-Schleswig-Holsteiner Jochen Schümann hatte kein sonderliches Glück. Olympisches Metall war ihm ebenfalls nicht vergönnt.
kader
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