: Marionetten-Theater
KOMMENTAR
Marionetten- Theater
Nun ist es passiert. Im Itzehoer Landgerichtsprozeß droht dem Hauptbelastungszeugen und Hamburger Staatsschützer Wolf- Dieter Martens Knast. Wenn die junge Itzehoer Staatsanwältin Heike Roitsch von Almeloe in dem ihr jetzt vom Itzehoer Landgericht übertragenen Verfahren nur einen Bruchteil der Energie an den Tag legt wie bei der Gauger/Andresen-Anklage muß sie den Hamburger Geheimpolizisten wegen Meineids vor den Kadi bringen.
Daß es irgendwann zur einer solchen Situation kommen mußte, verblüfft nicht. Denn ein Zeuge kann es einfach nicht durchhalten, über 26 Verhandlungstage und fast siebenmonatiger Prozeßdauer hinweg, in Geheimdiensthirnen konstruierte Märchen, Legenden und Geschichten im Zeugenstand plausibel nachzuplappern. Da schützen auch anwaltliche Zeugenberater, die täglichen Vorbereitungstreffen mit den Staatsschutzchefs oder beschränkte Aussagegenehmigungen nichts — irgendwann verplappert man sich, kommt der Schwindel und die Lüge heraus.
Es ist allerdings überraschend, mit welchem Elan kleine Staatsschützer den Kopf hinhalten. Es ist zwar bekannt, daß den Geheimpolizisten jahrelang ein „Feindbild“ eingehämmert wird, doch daß sie dermaßen willenlos sind, ist erschreckend. Sie lassen sich von ihren Hamburger Staatsschutzchefs wie Marionetten ins Verderben schicken. Und Hamburgs Innensenator Werner Hackmann schaut tatenlos zu. Kai von Appen
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