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Ein Wagen für 15 Menschen

■ Ein Jahr nach der Gründung von "Stattauto": 150 Autofahrer verzichten auf Privatwagen

: 150 Autofahrer verzichten auf Privatwagen

„Brauchen Sie etwa ein ganzes Auto?“ fragt die Werbebroschüre von „Stattauto e.V.“ ketzerisch. Wer sich für die nahegelegte Antwort, ein klares „Nein“, entscheidet, der könnte bei dem Verein richtig sein. Sein Konzept: Etwa 15 NutzerInnen teilen sich einen Pkw. Eine Idee, die Anklang findet: In dieser Woche erwartet der im September 1991 gegründete Verein sein 150. Mitglied.

In Winterhude, Altona, Eimsbüttel und Allermöhe stehen insgesamt acht Wagen auf Miet-Parkplätzen für die Auto-Sharer bereit. Weitere Nutzergruppen sind in Steilshop, Hohenfelde, Eppendorf und Barmbek im Aufbau. Sie sollen im Herbst auto-mobil werden.

„Mein Golf kostete mich 300 Mark im Monat, bevor ich nur einen einzigen Kilometer gefahren bin“, nennt Stattauto-Vorstandsmitglied Jürgen Busse einen der Gründe, warum er vom eigenen in den gemeinschaftlichen Wagen wechselte. Doch der Umstieg hatte auch ökologische Motive: Jürgen Busse wollte dazu beitragen, den Ressourcenverbrauch bei der Autoherstellung und die Zahl benötigter Parkplätze genauso zu vermindern wie die Anzahl der von ihm gefahrenen Kilometer. „Wenn ich den Wagen vorher buchen muß, überlege ich zweimal, ob ich ihn wirklich brauche“, erzählt der 29jährige Programmierer, der früher mit seinem Golf „auch zum Bäcker um die Ecke“ fuhr. Wenn er zu dem Schluß kommt, daß es ohne Pkw mal nicht geht, hätte in „85 Prozent aller Fälle“ das Vereins-Auto zur Verfügung gestanden.

Der Einstieg in den Umstieg kostet jeden neuen Teilzeit-Autobesitzer erst einmal 1000 Mark Kaution, die nach Ausscheiden zurückgezahlt wird, und 100 Mark Aufnahmegebühr. Dafür erhält er den Autoschlüssel und die Telefonnummer, unter der er rund um die Uhr die Kollektiv-Karosse stunden- oder auch tageweise buchen kann.

Für jeden gefahrenen Kilometer muß der Nutzer inklusive Benzin 25 Pfennige zahlen. Damit der Wagen nicht tagelang vor der Haustür eines Stattauto-Fahrers nutzlos herumsteht, erhebt der Verein für jede gebuchte Stunde eine Gebühr von drei Mark. Marco Carini

Interessiertentreff: heute 19.30 Uhr in der Franzenburg (Heußweg 93). Stattauto-Telefon: 6321039.

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