: Die HEW sind auf dem Öko-Trip
■ Für die Atomkraft-Fetischisten gehört nun die Sonnenenergie zum non-plus-ultra / Solarzellenbesitzer werden unterstützt
Die Hamburgischen Electricitätswerke setzen auf die Sonne. „Fehlende Akzeptanz der Kernenergie“ nennt HEW-Vorstand Hans-Joachim Reh als wichtigen Grund dafür, daß sein Unternehmen eine Schrittmacherrolle bei der Nutzung erneuerbaren Energien übernehmen will.
„Der Sonnenenergie gehört die Zukunft“, sagt Reh. Die zunehmende Neigung der HEW zur sanften Energie kommt zunächst vor allem den privaten Erzeugern von Solarstrom zu Gute. Betreibern von Photovoltaik-Anlagen, die Strom aus Sonnenenergie erzeugen, wollen die HEW in Zukunft statt der bisherigen wenigen Pfennige einen Fördergroschen für jede Kilowattstunde zahlen, die sie ins öffentliche Netz einspeisen.
Diesen Zuschuß zahlt das Energieversorgungsunternehmen zusätzlich zur gesetzlich vorgeschriebenen Vergütung von 16, 53 Pfennig pro Kilowattstunde Solarstrom, mit der die Anlagen für die Betreiber unwirtschaftlich sind. Privaterzeuger von Strom aus erneuerbaren Energien erhalten damit für jede eingespeiste Kilowattstunde etwa den gleichen Betrag, den sie als Bruttopreis für die Kilowattstunde an die HEW zahlen müssen, nämlich 26,53 Pfennig. Zudem sollen ihnen die Zähler kostenlos überlassen werden. Die HEW verzichten auf die 76 Mark für das Einsetzen des Zählers und auch auf 60 Mark Zählergebühren im Jahr.
Die HEW wollen aber auch selbst mehr Strom aus Sonnenenergie gewinnen. Auf dem Gelände des Pumpspeicherwerkes Geesthacht wollen Hamburgs Energieversorger eine Solaranlage mit einer Leistung von 60 Kilowatt errichten, zusammen mit einer 450 Kilowatt-Windenergieanlage. Mit der Inbetriebnahme ist im nächsten Jahr zu rechnen.
Elektrofahrzeuge, die mit Solarstrom fahren, wollen die HEW ebenfalls fördern. Gemeinsam mit der Umweltbehörde betreibt die Gesellschaft seit 1990 ein “Electro- Minicar“ namens Öko-Bonny als Vorführmodell. Der kleine Kunststoffwagen sei aber nicht besonders unfallsicher, so Reh, und werde von vielen noch als Spielzeug belächelt. Wohingegen der elektrische Kleinbus „Colenta-Minicap“, der seit einigen Wochen im Einsatz ist, durchaus ernstzunehmende Eigenschaften aufzuweisen habe. So sehr, daß selbst die taz-hamburg
flugs Interesse an einem Vorführmodell bekundet hat. Abgasfrei, geräuscharm und außerdem sehr sparsam im Verbrauch sind beide Elektroautos, aber tanken müssen
sie an der Steckdose.
Das mittelfristige Ziel der HEW sind öffentliche Parkplätze mit Stromtankstellen und Elektrofahrzeugen, die stunden- oder tage-
weise gemietet werden können. Der Strom für die Autos soll aus Solarzellen vor Ort stammen. Schöne Aussichten für bessere Luft in der City. Vera Stadie
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