: Ausbildungskrise dauert an
■ Mehr als 7000 Jugendliche haben keinen Ausbildungsplatz
haben keinen Ausbildungsplatz
In Hamburg sind mindestens 7000 Jugendliche unter 25 Jahren arbeitslos. „Die Ausbildungskrise ist keineswegs gelöst“, mit dieser Warnung wandten sich gestern die Autonomen Jugendwerkstätten (AJW) an die Öffentlichkeit.
„Die Lebenslage dieser Jugendlichen ist häufig katastrophal“, schilderte AJW-Geschäftsführerin Tamara Vollmer. Armut und Überschuldung, drohende Obdachlosigkeit, Drogenkonsum und fehlende Hauptschulabschlüsse, mit diesen Problemen werden die AJW-MitarbeiterInnen, die seit neun Jahren benachteiligten Jugendlichen zu Gesellenbriefen verhelfen, immer häufiger konfrontiert.
Vollmer warf der Handwerkskammer schwere Versäumnisse vor: Obwohl viele Handwerksbetriebe über unbesetzte Lehrstellen stöhnten (das Arbeitsamt meldet derzeit 3000 freie Stellen), seien nur unzureichende Ansätze erkennbar, auch „Problemjugendlichen“ eine Ausbildung zu ermöglichen. Konsequenz: Im Handwerk brechen 20 Prozent der Jugendlichen ihre Ausbildung vorzeitig ab. Unter diesen Umständen sei es skandalös, beklagte Vollmer, daß Projekten wie den AJW trotzdem immer wieder mit Einsparungen gedroht werde. So auch der Jugendwerkstatt Rosenallee: Ihr wurden jetzt von der Schulbehörde 30 Lehrerstunden gekürzt.
Inge Bornemann, Leiterin der Berufsbildungsabteilung in der Handwerkskammmer, wehrte sich gegen die Vorwürfe: „Betriebe sind keine Sozialstationen.“ Viele Jugendliche bräuchten heute eine besondere Förderung, stimmte sie den AJW zu. Diese sei aber von Handwerksbetrieben weder leistbar noch finanzierbar. Daher müsse verstärkt über öffentliche Zuschüsse für die berufliche Eingliederung benachteiligter Jugendlicher nachgedacht werden.
Ihre Erfolge, so unterstrichen die AJW-GeschäftsführerInnen, zeigten, daß mit einer individuellen Förderung und qualifizierten Ausbildern viele der bei Handwerksbetrieben unerwünschten Jugendlichen einen guten Abschluß ablegen können. Dennoch würden ihre langjährigen Erfahrungen bislang von Handwerks- und Handelskammer ignoriert. sako
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen