: Gespräche ja, Diktat nein!
■ Rote Flora bereit zu Verhandlungen über Nutzungskonzept mit der Steb / Gewachsene Strukturen dürfen nicht demontiert werden
über Nutzungskonzept mit der Steb / Gewachsene Strukturen dürfen nicht demontiert werden
Die BetreiberInnen des autonomen Stadtteilzentrums Rote Flora werden sich mit der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) an den Verhandlungstisch setzen. Damit gehen die „Rot-Floristen“ auf ein Angebot von Steb-Senatorin Traute Müller (SPD) ein, die nach jahrelanger Weigerung der Stadt nun angeblich eine „einvernehmliche Lösung“ über ein Nutzungskonzept anstrebt. Ein kompliziertes Pokerspiel: Denn die Rote Flora will — verständlicherweise — die von der Steb anvisierten „Diktate“ nicht widerstandslos akzeptieren. Ein Sprecher zur taz: „Wir werden die Gespräche führen, aber nicht auf der Grundlage der von der Steb vorweggenommenen Ergebnisse.“
Traute Müller hatte als Bedingung für eine Instandsetzung (zwei Millionen Mark) und der vertraglichen Übergabe des Ex-Varietés an die Rote Flora von den Rot-Floristen gefordert, daß im Obergeschoß des Kopfbaus eine Kindertagesstätte untergebracht wird — vielleicht auch noch ein Altentreff. Die Rote Flora dazu: „Durch die Aufteilung der Räumlichkeiten der Roten Flora an verschiedene NutzerInnengruppen von außen durch den Senat soll eine gewachsene Struktur, die sich aus drei Jahren Arbeit der jetzigen Initiativen ergeben hat, demontiert werden.“
Die BetreiberInnen weisen darauf hin, daß derartige Forderungen im krassen Widerspruch zu ihren „Vorstellungen eines selbstverwalteten Zentrums“ ständen. Durch die Bandbreite des Angebots an kultureller und kommunalpolitischer Arbeit — die von Ausstellungen über Theateraufführungen, Lesungen bis zu nicht kommerziellen Konzerten reiche — wären schon längst die Kriterien der Kulturbehörde erfüllt, um das Projekt als Stadtteilkulturzentrum zu fördern.
In der Tat ist der Versuch Traute Müllers, mit dem aufgestellten Forderungskatalog der Roten Flora Zugeständnisse abzutrotzen, weniger dazu geeignet, Frieden mit den BetreiberInnen zu schließen, als die politische Rechte in Senat und Bürgerschaft zu besänftigen. Denn laut Beschlußlage des Bezirks Altona sollte bislang die Kindertagesstätte vielmehr in einer Wohnung des Neubaus oder direkt im Flora-Park entstehen. Eine Flora- Sprecherin: „Daher kann es bei den Gesprächen nur darum gehen, die bisher geleistete Arbeit langfristig zu sichern.“
Kai von Appen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen