: Berlin ordnet seinen Landbesitz
■ Der Senat will Stadtgüter und Forste nicht mehr verkaufen/ Die Flächen sollen größtenteils der Erholung dienen/ In Berlin 2.500 Hektar für Grünflächen, weitere Flächen für Wohnungsbau
Berlin. 309 Quadratkilometer Grund und Boden besitzt Berlin im Umland, eine Fläche so groß wie München. Dieser Großgrundbesitz, den die Stadt seit Ende des vorigen Jahrhunderts angehäuft hatte, war ihr nach der Maueröffnung wieder zugefallen. Doch bislang ist unklar gewesen, was weiterhin mit dem Gelände geschehen soll, daß zum einen Teil unprofitabel landwirtschaftlich genutzt wird und an das zu einem anderen Teil Investoren bereits Interesse bekundet haben. Gestern legte nun der Senat ein Konzept für die Zukunft der Stadtgüter vor. Er will, ganz im Sinne der Vorväter, die Flächen zur Erholung und Ressourcensicherung erhalten. Ökologische Gesichtspunkte sollen nach dem Willen von Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) dabei im Vordergrund stehen, der Senat wolle mit seinem Besitz nicht auf dem Grundstücksmarkt aktiv werden. Er erteilte damit Plänen der Finanzveraltung eine Absage, durch Veräußerungen das chronische Loch im Berliner Landeshaushalt zu stopfen. Nichtsdestotrotz sind insgesamt 500 Hektar Stadtgüter zur Wohnbebauung und Gewerbeansiedlung vorgesehen. Diese Flächen sind zum Teil schon einzelnen Unternehmen zugesagt, so dem Daimler-Benz-Werk in Ludwigsfelde. Zwar würde manche Umlandgemeinde gerne mehr Fläche zur Gewerbeansiedlung haben wollen, doch sollen solch »überbordende Sektoral- und Lokalinteressen« begrenzt werden. Bis Ende des Jahres soll deshalb ein flächendeckendes Entwicklungskonzept mit Brandenburg erarbeitet werden, in das die Berliner Vorstellungen einfließen. Die planungsrechtliche Hoheit über den Berliner Grundbesitz liegt bei der dortigen Landesregierung.
9.000 Hektar des Stadtgutbesitzes sollen zur Grundwasseranreicherung genutzt werden. Diese Fläche reicht aus, um auch den Brandenburger Wasserbedarf mit abzudecken. 12.856 Hektar werden von neun noch bestehenden Stadtgütern landwirtschaftlich bearbeitet. Hassemer hält es für denkbar, daß diese Unternehmen privatisiert werden, denn es sei nicht erforderlich, daß sie von »Bauern mit Pensionsanspruch« betrieben werden.
11.325 Hektar Brandenburger Forsten gehörten früher zum Berliner Besitz. Davon wurden 2.000 Hektar, der überwiegende Teil durch Militär, zweckentfremdet. Hier will Hassemer Grundstücke neu ordnen.
Die Zukunft der Stadtgüterflächen innerhalb Berlins sieht nicht so rosig aus. Von den ursprünglich 6.227 Hektar ist bereits ein Großteil mit Wohnungen oder Gewerbe bebaut. Vor allem im Nordosten sollen weitere Flächen für Bau sowie Ver- und Entsorgung hinzukommen. Als Grünflächen werden, nach den Plänen des Senats, insgesamt nur noch 2.500 Hektar ausgewiesen werden. dr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen