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Monsterhalle zum Aufpäppeln der Kraniche

■ Lufthansa nimmt Jumbo-Überholungshalle in Betrieb / "Investition für die Zukunft" / Lohnverzicht kein Patentrezept

/ Lohnverzicht kein Patentrezept

Die Lufthansa hat in Fuhlsbüttel ihre neue Jumbo-Überholungshalle in Betrieb genommen. Obwohl die Kranich-Flieger (60000 MitarbeiterInnen weltweit) derzeit in heftige Turbulenzen geraten sind, hat die Airline 350 Millionen Mark zum Bau dieser Monsterhalle ausgegeben, in der künftig die „Boeing 747“ (Jumbo) sowie der neue Großraumjet „Airbus A 340“ gewartet werden. Lufthansa-Chef Alban Rupp: „Eine Investition für die Zukunft.“

Durch den Bau der Überholungshalle hofft die Lufthansa derzeitige Defizite aus dem Flugbetrieb teilweise auffangen zu können. Denn die Luftwerft mit ihren derzeit 8500 MitarbeiterInnen hatte 1991 allein durch Fremdaufträge anderer Fluggesellschaften 790 Millionen Mark Umsatz erzielt. Durch die Möglichkeit, den neuen „Airbus 340“ sowie die „Boeing 747“ (Jumbos) selbst warten zu können, glauben die Lufthansa-Oberen, nun noch weitere lukrative Aufträge an Land zu holen. Rupp: „Die Überholung der modernen Großraumflugzeuge bedeutet für die Lufthansa-Technik die Erhaltung der technischen Kompetenz auf dem Weltmarkt.“ Besonders in „VIP“-Kunden — Privatbesitzer von Großraumjets — sieht die Lufthansa in naher Zukunft Chancen zum Verdienen, aber auch für internationale Airlines sei die Hamburger Luftwerft interessant.

Durch die zunehmende Auflösung des „Atlas-Verbundes“ möchte die Lufthansa zudem ihre eigenen Wartungskosten reduzieren. Der „Altlas-Verbund“ war ein Kooperationsvertrag zwischen den Euro-Airlines Air France, Al Italia, Lufthansa, Sabena und Iberia. Aufgrund der Vielzahl von Jet-Typen pro Flotte wurden Wartungsaufgaben eines jeweiligen Flugzeugtyps auf eine Gesellschaft konzentriert. Die Lufthansa-Jumbos waren zuletzt von der Air France in Paris gewartet worden. Hinzu kommt nach Auffassung Rupps, daß aufgrund des „steigenden Drucks durch den Markt die Flugzeuge der Airlines immer älter werden, die Kauflust abnimmt“, so daß dem Wartungsbereich eine noch größeren Bedeutung zukommen werde. Die neue Überholungshalle sei daher ein wichtiger Beitrag, Kosten für den Erhalt der eigenen Flotte zu minimieren und den Absturz der taummelnden Kraniche zu verhindern. Rupp: „Ohne diese Investition hät-

1ten wir gar keine Chance.“

In diesem Zusammenhang begrüßte zwar Lufthansa-Technik- Chef Klaus Nittinger den Vorschlag der Gewerkschaft DAG, durch den

1Weihnachtsgeld-Verzicht der Gesellschaft 500 Millionen Mark zur Deckung des 1,5 Milliarden-Mark- Lochs der Airlines spenden zu wollen (taz berichtete). Aber auch Nit-

1tinger sieht – ebenso wie die Gewerkschaft ÖTV – im Lohnverzicht kein Patentrezept, die Lufthansa- Talfahrt zu stoppen.

Kai von Appen

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