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Rote Karte für rote Karte?

■ Protestaktion von Ärzten gegen Gesundheitsreform erntet Kritik

gegen Gesundheitsreform erntet Kritik

Eine Protest-Aktion der kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hamburgs erregt derzeit die Gemüter von Ärzten, Patienten und Gesundheitspolitikern. Mit einer „roten Karte“ sollen die Hamburger PraxenbesucherInnen nach dem Willen der KV den Reformplänen von Gesundheitsminister Horst Seehofer eine deutliche Abfuhr erteilen.

Zu diesem Zweck verschickte die Vereinigung am Wochenende an alle rund 2500 hiesigen Arztpraxen Plakate, Handzettel und eben rote Karten. „Ich will, daß mir mein Arzt auch in Zukunft alle Medikamente verschreiben kann, die zur wirksamen Behandlung meiner Krankheit notwendig sind. Ich will nicht, daß mir aus Kostengründen der medizinische Fortschritt vorenthalten wird“ — unter diese Willensbekundungen sollen in den nächsten Wochen mindestens 50000 Patienten ihre Unterschrift setzen. Mit der bundesweit durchgeführten Aktion soll die Gesundheitsreform Seehofers noch gekippt werden.

Der Minister versetzte die niedergelassenen Ärzte mit seinen Plänen zur Kostendämpfung in helle Aufregung: 560 Millionen Mark will er alleine mit einer Beschränkung bei der Verordnung von Medikamenten, weitere 200 Millionen bei Massagen und anderen Heilmitteln einsparen. Die Mediziner fürchten jetzt Einkommensverluste. Auf den Handzetteln der KV liest sich das jedoch so: „Lieber Patient, es kann passieren, daß Sie eine wichtige Medizin brauchen, und ich muß Sie mit leeren Händen nach Hause schicken, weil ich auf Kassenkosten nichts mehr verschreiben kann.“ Eine Behauptung, gegen die Hamburger Ärzteopposition, Ersatzkassenverbände und die SPD Protest erheben.

„Hier wird die Abhängigkeit von Patienten zur Durchsetzung finanzieller Interessen von Ärzten ausgenutzt“, schimpft der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Wilhelm Roepert. Unsachliche Information und Panikmache hält auch die Ärzteopposition, die mit 22 Prozent der Sitze in der Ärztekammerversammlung vertreten ist, der KV vor.

Ein Vorwurf, den KV-Sprecher

1Egmont Pellengahr weit von sich weist. „Eine moralische Nötigung von Patienten kann ich hier nicht erkennen“, wehrt er ab. „Bei unserer Aktion haben wir vergleichsweise vorsichtig formuliert“, meint er zudem, in Süddeutschland hätten die KVen härtere Töne angeschlagen. Zudem seien Vereinfachungen manchmal notwendig, weil plakativer. sako

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