: Daums Meisterbuben
■ Wattenscheid flog als einziger Bundesligist aus der ersten Pokalrunde, Siegen unterlag dem VfB Stuttgart
Siegen/Berlin (taz/dpa) — Irgendwie spürte man es auf dem Weg von der Innenstadt zum Leinbachstadion bereits, daß in Siegen an diesem frühen Mittwochabend etwas Besonderes vor sich ging. An jeder Straßenecke stand ein Schutzmann, die Straße war auf eine Fahrspur reduziert, es herrschte Parkverbot. Das Fieber war da, zweifelsohne: Der VFB Stuttgart wurde zum Pokalspiel erwartet. Doch auch die traditionsreichen Sportfreunde aus Siegen sind meisterlich, zwar nicht in der Bundesliga, aber eben in der Verbandsliga Westfalen II, was am Ende der letzten Saison den Aufstieg in die Amateuroberliga bedeutete. Präsident und Mäzen der Sportfreunde, Wolfgang Utsch, träumt schon vom Aufstieg in die zweite Bundesliga binnen dreier Jahre. Das Geld, das er in den Verein steckt, verdient Utsch mit der Herstellung von Autonummernschildern.
Zum Pokalspiel haben die Siegener offenbar eine weitere Einnahmequelle entdeckt: die Eintrittspreise. Die arglosen Zuschauer waren fassungslos, als sie freundlich aufgefordert wurden, bis zu 60 Mark pro Ticket abzudrücken. Da entsannen sich viele des hinter der Gegengerade ansteigenden Waldes. Mehrere Hundert der insgesamt 18.000 Zuschauer verfolgten von dort aus das Geschehen.
Doch alle Hoffnungen waren nach drei Minuten bereits dahin. Der Deutsche Meister VfB Stuttgart hatte keine Mühe. Klar und deutlich schlugen die Burschen von Christoph Daum den Oberligisten mit 6:0 (4:0). Golke schlug in der ersten und dritten Minute zu, es folgten Gaudino (21.), nochmal Golke (22.), Dubajic (54.) und Neuling Strunz (58.).
Dafür sorgte ein anderer Bundesligist für die Pokalüberraschung: Die SG Wattenscheid 09 ist als einziger Oberhäusler in der ersten Runde des DFB-Pokals auf der Strecke geblieben. Das Team von Trainer Hannes Bongartz, mit einem 4:3-Sieg beim FC Schalke 04 glänzend in die Punktspiel-Saison gestartet, unterlag am Mittwoch abend beim Südwest-Amateurligisten FSV Salmrohr mit 0:2 (0:1). Die anderen 16 Bundesligisten bestanden die Vergleiche mit unterklassigen Klubs unbeschadet und zogen in die zweite Hauptrunde ein. Rekord-Pokalsieger Bayern München bestreitet seine Partie bei Borussia Neunkirchen erst am kommenden Dienstag.
Die größten Schwierigkeiten hatte am Mittwoch Werder Bremen. Der Europapokalsieger und Cup-Gewinner des Jahres 1991 mußte beim SC Jülich 1910 in die Verlängerung, um sich am Ende gegen die kräftemäßig abbauenden Amateure doch noch sicher mit 5:1 zu behaupten. Auch Borussia Mönchengladbach (2:1 bei den Amateuren von Fortuna Düsseldorf) und Vize-Meister Eintracht Frankfurt (3:2 beim SV Wehen) taten sich mächtig schwer. Thomas Lötz
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