Arbeitgeber wollen längere Arbeitszeit

Bonn (AFP) — Der Streit um eine Rückkehr zu längeren Arbeitszeiten hat sich weiter verschärft. Dem Vorstoß des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) für die Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche schlossen sich der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) an. Auch der frühere FDP- Wirtschaftsminister Helmut Haussmann und der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Glos, plädierten für eine Verlängerung der Arbeitszeiten.

Dagegen lehnten der DGB, die SPD und die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) die Arbeitgeber-Initiative strikt ab. BDI-Präsident Heinrich Weiss forderte in der Berliner Tageszeitung B.Z., jetzt die Weichen für „flexiblere, aber auch längere Arbeitszeiten“ zu stellen. Auf die 35-Stunden- Woche habe man sich nur auf Druck der Gewerkschaften eingelassen. „Unsere teuren Maschinen müssen zeitlich wieder so ausgelastet werden, daß wir mit den internationalen Wettbewerbern mithalten können.“ Arbeitgeberpräsident Klaus Murmann sagte im Deutschlandfunk, die verkürzte Arbeitszeit sei weder im Interesse der Beschäftigten noch ökonomisch sinnvoll.

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer warnte dagegen, die Diskussion über Arbeitszeitverlängerung stelle den tarifpolitischen Konsens in Frage. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie sei nie in Gefahr gewesen. Scharfe Kritik kam auch vom SPD-Sozialexperten Rudolf Dreßler. Eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit vertrage sich „überhaupt nicht mit Massenarbeitslosigkeit“.