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Ulmer Abfallberg reicht zum Himmel

■ Müll komplett nach Frankreich exportiert/ Stadt dachte ans Verbrennen, doch das wollen Bürger nicht

Ulm (dpa) — Mancher Mülleimer bleibt seit Montag in Ulm ungeleert. Entdecken die Männer von der Müllabfuhr darin wiederverwertbares Material, halten sie sich an die von Oberbürgermeister Ivo Gönner (SPD) ausgegebene Losung: „Stehenlassen, wenn Sachen drin sind, die nicht hineingehören.“ Die Anordnung hat Sinn: Ulm steht kurz vor dem Müllnotstand. Seit Frankreich die Grenzen für den deutschen Abfall dichtgemacht hat, türmen sich in Ulm die Müllhalden.

Täglich fallen 160 Tonnen Müll in der rund 110.000 Einwohner zählenden Münsterstadt an. Sie wurden bislang ausnahmslos nach Frankreich exportiert — pro Woche etwa drei Dutzend Lastwagen-Fuhren mit jeweils 85 Kubikmeter Abfall. In zwei Hallen in Ulm, in denen rund 1.000 Tonnen Müll zwischengelagert werden können, „ist nur noch ein Fitzelchen Raum“, wie es bei der Stadt heißt. Ist auch dieses „Fitzelchen“ gefüllt, muß der Abfall unter den freien Himmel vor den Hallen gekippt werden. Schon an diesem Dienstag oder Mittwoch kann es soweit sein.

Selbst wenn die für Ende August angekündigten deutsch-französischen Gespräche erfolgreich verlaufen und für eine Übergangszeit noch Transporte erlaubt werden sollten, ist Ulm damit dennoch nicht aus dem Schneider. Eine Lösung Anfang September ist nach den Worten des Oberbürgermeisters „keine Befreiung aus den akuten Nöten“. Zumindest bis dahin müsse ein anderer Weg gefunden werden. „Jetzt haben wir die Probleme knüppeldick und ganz massiv“, beschreibt die städtische Pressesprecherin die Lage.

Der Müllnotstand hat die Münsterstadt nicht unverhofft getroffen. Warnungen, Frankreich könne seine Grenzen für den Ulmer Müll dichtmachen, gab es schon lange. Nicht nur Umweltschützer bezeichnen den „Mülltourismus“ als unverantwortlich und unmoralisch. Gegen eine geplante Müllverbrennungsanlage im Ulmer Industriegebiet läuft der Verein „Das bessere Müllkonzept“ Sturm. Die Planungen für diese Müllverbrennungsanlage, die auf eine Kapazität von jährlich 120.000 Tonnen ausgerichtet ist, sind bislang vom Regierungspräsidium Tübingen noch nicht genehmigt. Auch wenn die Genehmigung bald kommen sollte, wird es mehrere Jahre dauern, bis die Anlage gebaut ist und in Betrieb gehen kann.

So wird in Ulm jetzt über andere Opfer für den Müllexport nachgedacht. Zum Beispiel der Freistaat Bayern. Im nahen Kleinstädtchen Weißenhorn jenseits der Landesgrenze steht eine nicht ausgelastete Verbrennungsanlage. Die war dort mit Mühe und Not durchgesetzt worden. Beim Bau der Anlage mußte sie den aufgebrachten Weißenhorner Bürgern allerdings hoch und heilig versprechen, keinen fremden Müll in ihr zu verbrennen.

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