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Prämienjäger kaufen Lebensversicherungen von AIDS-Kranken

■ Das Geschäft mit dem Tod

Das Geschäft mit dem Tod

Washington (AFP) — Eine neue Sorte von Prämienjägern durchstreift seit einigen Monaten die Vereinigten Staaten auf der Suche nach Aids-Kranken. Ihr Ziel: Sie wollen den Todgeweihten ihre Lebensversicherungen unter dem Nennwert abkaufen und sie dann mit Gewinn an Spekulanten weiterverkaufen. Diese brauchen dann nur noch den Tod des Aids-Kranken abzuwarten, um die volle Versicherungssumme einzustreichen. Diese Firmen, deren Vertreter Versicherungen an- und verkaufen, verstoßen nicht gegen geltendes Recht, da dieses Vorgehen noch nicht im ganzen Staatsgebiet gesetzlich geregelt ist. Doch auch die Aids-Kranken selbst begrüßen diese Geldanlage, da sie durch die Abschlagszahlungen die kostspielige Behandlung ihrer Krankheit finanzieren können. Besitzt ein Aids- Kranker eine Lebensversicherung über umgerechnet 150.000 Mark, bekommt er — je nach Stadium der Krankheit — zwischen 70.000 und 120.000 Mark.

Etliche Regierungsvertreter prangern diese Praktiken als Spekulationsgeschäft mit dem Tod an. Besonders menschenverachtend erscheint dabei die Aufmachung der Verkaufsbroschüren von Maklerfirmen. Firmen wie die texanischen „Life Partners“ vertreiben Broschüren, in denen sie ihren Kunden mit dem Rückkauf von Versicherungspolicen von Sterbenskranken schnelles und gutes Geld versprechen.

Eine Firma in Florida schildert in ihrer Schrift Details aus der Krankheitsgeschichte eines 41jährigen Aids-positiven Mannes: Der Kranke habe „schon Sehstörungen, Schüttelfrost, Schweißausbrüche und dauerndes Fieber“. Die Versicherungsgesellschaft ergänzte, der behandelnde Arzt habe dem Kranken eine Lebenserwartung zwischen sechs und zwölf Monaten bescheinigt. Sie, die Firma, schätze jedoch die verbleibende Lebensdauer auf neun bis fünfzehn Monate.

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