Kritik an den Stadtwerken

■ Betr.: taz vom 28. September 92

Die Stadtwerke sind in die öffentliche Diskussion geraten. Ich schließe mich an und kritisiere Vorstand und Geschäftsführung. Ein tariflicher Nachlaß von 50% auf den Energieverbrauch für alle Mitarbeiter ist unökologisch und führt nicht zum Strom- und Gassparen. Für Vergünstigungen an Mitarbeiter gibt es sinnvollere Modelle. Einen politischen Skandal bedeutet es jedoch, daß selbst Aufsichtsratvorsitzende solche Vergünstigungen erhalten, wie zum Beispiel unser Bürgermeister. Schlimm ist es auch, wenn die Verantwortlichen der Stadtwerke heute dazu sagen, sie hätten es nicht gewußt, und mehr noch, behaupten „zu keinem Zeitpunkt Veranlassung (gehabt zu haben), sich darüber zu informieren“! Ich hoffe aber, sie haben sich über meinen brieflichen Antrag vom März d.J. Gedanken gemacht, obgleich ich darauf keine Antwort erhalten habe: Darin geht es um die Beteiligung der Stadtwerke an den Selbstkosten für erzeugten und in das öffentliche Netz eingespeisten Strom aus Photovoltaikanlagen, der unsere Umwelt entlastet. Die kommunalen EVU's können solche kostengerechten Vergütungen auf freiwilliger Grundlage zahlen und die Mehrkosten auf den Stromtarif umlegen. Die Städte Eschweiler und Freising tun das bereits, andere wollen folgen. Diese Regelung könnte endlich dazu führen, daß mehr Solaranlagen auf den Dächern von Hauseigentümern entstehen: Zum Wohle der Allgemeinheit für den Umweltschutz durch weniger Verbrauch an Atomkraft und Kohle. Wie stehen die Bremer Stadtwerke dazu? Die Stadtwerke vergüten zur Zeit pro eingespeiste kw/h nur 16 Pfennige an den Solarstromlieferanten, dem sie selbst aber 24 Pfennige in Rechnung stellen. Doch selbst dieser Betrag wird trotz Förderung der Anlagen durch den Bund und das Land Bremen an Selbstkosten überschritten. Gerold Janssen