: "Sehnsucht ist das Wort"
■ Das englische Trio Kitchens Of Distinction balanciert zwischen Independent-Kitsch und guter Popmusik / Heute in der Markthalle
INTERVIEW
»Sehnsucht ist das Wort« Das englische Trio
Kitchens Of Distinction balanciert zwischen Independent-Kitsch und guter Popmusik/Heute in der Markthalle
Das Trio „Kitchens Of Distinction“ schöngeistert seit 1987 in einem gefälligen Dunstkreis aus Gothic-Habitus und Bombast-Sound. Nach Abhören ihres jüngsten Albums „The Death Of Cool“ scheint es einem, als ginge es der britischen Gruppe um das Herausarbeiten von dreierlei: Keimfreiheit, Romantik und ein Hang zur semantischen Verbrämung. Sänger Patrick und Gitarristen Julian zum Kitsch-Vorwurf.
Für die Worte, welche den Gesamteindruck eurer Texte zusammenfassen - Worte wie „Love“, „Death“, „Cool“, „Heart“, „Life“ u.ä. - scheint es in den Songs nur eine Funktion zu geben: Melancholie, die aus Unverbindlichkeit entsteht, fragt an, ob sich jemand ihrer annimmt. Oder tut ihr doch mehr, als die Frage „Wie geht es?“ eindrucksvoll selbstmitleidig, und nicht zuletzt mit einem immensen instrumentalen Aufwand, in Songs zu übersetzen?
Patrick: Unverbindlich kann gerade die neue Platte nicht sein. Ich habe beim Schreiben der Texte versucht, so wenig wie möglich die Sehnsüchte und Phantasien zurückzuhalten, die mich schon lange bewegten. Auch auf die Gefahr größerer Angreifbarkeit hin. Im Großen und Ganzen handelt The Death Of Cool von Liebe (verfällt ab dem Wort „Liebe“ in einen beschwörenden Ausdruck). Um Liebe darzustellen und sie damit auch preiszugeben, braucht es viel, viel Integrität. Und Auseinandersetzung mit meinen
Freunden, Leuten aus dem Publi-
1kum und nicht zuletzt den anderen Bandmitgliedern. The Death Of Cool sagt: Schluß mit den Haltungen, hier kommt die Persönlichkeit.
Bands wie ihr begeben sich frohlokkend in die Konformität. Text und Musik leben von Gefühligkeits-Angeboten und einem scheinbaren Konsens zwischen Band und Publikum, der eigentlich auf nichts Faßbarem beruht.
Julian: Da habe ich aber von den Fans ganz andere Sachen gehört. Wir werden verstanden, weil es uns wirklich, wie Patrick schon sagte, um Liebe geht. Jeder in der Gruppe trägt dazu bei, jeder diskutiert über die Texte und wir versuchen am Ende immer, das Beste in unseren Köpfen mit musikalischen
Mitteln am genauesten wiederzu-
1geben.
Versteht man euch in Deutschland?
Julian: Oh ja, wir spielten vor ein paar Jahren in der Markthalle und der Auftritt hatte ein tolles „Feel“. Die zweite Gruppe, Poems For Laila war unsäglich, aber unser Konzert gab uns das Gefühl, etwas sehr Richtiges getan zu haben.
Könntet ihr eure Arbeit zusammenfassen?
Patrick: Sehnsucht ist das Wort. Es hält uns und unsere Musik zusammen, hat Schönheit und steht für uns auch für Kraft. Wir sprechen zwar lieber von individuellen, als von ewigen Werten, aber Sehnsucht könnte einer sein. Fragen: Kristof Schreuf
Markthalle, 21 Uhr
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