: Verständigung tut not
■ Karolinenviertel: Haß, Verbitterung und zaghafte Annäherung
: Haß, Verbitterung und zaghafte Annäherung
„Rostock wollen wir hier nicht haben“, dieser Ausspruch eines alteingessenen Einwohners erfreute die Mitglieder der Initiativgemeinschaft Karoline besonders. „Der geglückte Anfang einer Verständigung“ während eines Streitgesprächs in der derzeit laufenden Aktionswoche „No future für das Karoviertel?“, so hofft Anwohnerin Christa-Berta Kimmich. Und ein längst überfälliger Dialog zwischen den ausländischen und deutschen Einwohnern des Viertels, in dem es seit geraumer Zeit heftig brodelt.
Sexuelle Anmache, aggressive Pöbeleien, Drogenhandel — all dies habe in ihrem Viertel Einzug gehalten, seitdem sich dort zahlreiche jugoslawische Roma-Familien angesiedelt hätten, klagen alteingessene BewohnerInnen. Eine deutliche Konfliktlinie: keine Roma, keine Probleme. „Natürlich passieren all diese Dinge“, bestätigt auch Christa-Berta Kimmich, die sich in der Initiativgemeinschaft für eine Besserung der Lage einsetzt. „Aber den Nährboden für diese Spannungen haben die vielzähligen sozialen Probleme hier geschaffen.“
Immer mehr Menschen seien in der letzten Zeit ihre Wohnungen gekündigt worden, soziale Angebote für die zugezogenen Roma- Kinder und -Jugendlichen fehlten völlig, der Drogenhandel, nicht zuletzt durch die allabendliche Nachfrage der deutschen Schickeria aus dem Hamburger Umland etabliert — „das alles hat zur der Verbitterung der Leute hier beigetragen“, so Kimmich. Trotz der angespannten Situation gibt es aber auch Lichtblicke. Ein jugoslawischer Sozialbetreuer, den der Abenteuerspielplatz Am Brunnenhof für das Karoviertel gewinnen konnte, bietet den Roma-Kindern seit vier Wochen ein spannendes Programm, die Lage auf der Straße habe sich spürbar entspannt. Zum „Zusammensitzen und Auseinandersetzen“ lädt die Initiativgemeinschaft die Anwohner. Um den nötigen Raum für eine Verständigung zu schaffen, fordert sie bereits seit einem Jahr einen Stadtteilladen für das Viertel. Bislang vergeblich. sako
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