Mordillo in Altona

■ 70 selten gezeigte Originale des argentinischen Cartoonisten zeigt das Altonaer Museum / "Humor hilt, Angst zu überwinden

des argentinischen Cartoonisten zeigt das Altonaer Museum / „Humor hilft, Angst zu überwinden“

Sehr oft würde er — wie jetzt — gefragt, ob ihn seine Knollnasen nach 26 Jahren nicht langweilen, ob er denn nicht mal etwas anderes zeichnen wolle. „Nein, aber vielleicht ist das Publikum meiner Zeichnungen überdrüssig“, entgegnete Guillermo Mordillo gestern, als im Altonaer Museum seine Ausstellung eröffnet wurde. Zu sehen sind bisher nur selten gezeigte Originale des in den 70er Jahren sehr populären Cartoonisten.

Knallbunt geraten die dickbäuchigen Männchen und Frauchen in abstruseste Situationen, die den alltäglichen Alpträumem Mordillos entspringen. Denn für ihn ist „Humor Zärtlichkeit, die hilft, Angst zu überwinden. Weil ich wie jeder Mensch Angst habe, mache ich humoristische Zeichnungen.“

Jeder kennt Mordillos harmlos skurrile Zeichnungen von golf-, tennis- oder fußballspielenden Nackedeis — dem deutschen Publikum wurde er spätestens durch seine Beiträge im Stern ein Begriff. Allerdings ist seine Furcht vor mangelndem Publikumsinteresse nicht unbegründet, denn mittlerweile schenkt nicht mehr jede Tante ihren kleinen Neffen einen Mordillo- Kalender, wenn sie ihre humorvolle Seite unter Beweis stellen will. Zu sehr scheinen die bunten Farben und runden Formen seines Zeichenstrichs in der Ästhetik der 70er Jahre verwurzelt zu sein.

Dennoch strahlte der Geschäftsführer des Heye-Verlags zu Recht vor Freude, als er der versammelten Presse-Mannschaft von den Verkaufszahlen vorschwärmen konnte. Seit 1972 seien weltweit zweieinhalb Millionen Kalender mit den Kreationen seines Freundes Guillermo verkauft worden - mit dem er, wie er am Rande erwähnte, in diesen Tagen Golf spielen wird. „Und nebenbei gesagt, wir haben auch schon gewettet, wer gewinnen wird“. Und: Endlich, endlich gibt es die Mordillo-Figuren auch als Plüschtier-Version.

Die Eröffnung ist vorbei, die BesucherInnen werden also beim Durchschreiten der Ausstellung sich ganz den Exponaten widmen können, die - lichtempfindlich wie sie sind - bis dato erst dreimal aus ihrer Ruhestätte, einem Pariser Safe, entfernt worden sind.

Über 70 Original-Cartoons des 1932 in Argentinien geborenen Künstlers sind bis zum 25. Oktober im Altonaer Museum, das die Ausstellung anläßlich des 60. Geburtstages des Cartoonisten in Zusammenarbeit mit dem Verlag Mordillos initiierte, zu sehen. Über siebzig mal halbschwarzer Humor, wie er farbenprächtiger nicht sein könnte. Abgerundet wird die Ausstellung durch die Präsentation „Historische Puzzles von den Anfängen bis hin zu Mordillo“. Kristian Schneider