: Trauer im Louis-Armstrong-Stadion
■ Bei den offenen Tennismeisterschaften von Flushing Meadow schieden die Publikumslieblinge Jimmy Connors und Jennifer Capriati früh aus/ John McEnroe rüpelt, Steffi Graf schläft
New York (dpa/taz) — Tiefe Trauer in der Tennisarena mit dem wunderschönen Namen. Nachdem Jimmy Connors zwei Tage nach seinem 40. Geburtstag in einem Duell, das an die guten, alten Zeiten des Tennis gemahnte, gegen den 32jährigen Neo- Yankee Ivan Lendl in vier Sätzen ausgeschieden war, mußten die 20.000 im Louis-Armstrong-Stadion miterleben, wie auch ihr weiblicher Liebling, die 16jährige Jennifer Capriati, ihren Auftritt bei den diesjährigen US Open von Flushing Meadow frühzeitig beenden mußte. Die Olympiasiegerin verlor glatt mit 5:7, 4:6 gegen die einst aus China nach Kanada ausgewanderte Patricia Hy. Der Alptraum der Werbestrategen, die mit ihren TV-Commercials voll auf Capriati gesetzt hatten, wurde wahr.
Wenig Probleme hatte dagegen Steffi Graf, die in Barcelona das Finale gegen Capriati verloren hatte. Die Finnin Nanne Dahlmann kämpfte zwar tapfer, war jedoch beim 4:6, 2:6 völlig chancenlos. Trotz Verletzung, Krankheit und einem immensen Schlafbedürfnis der sonst als Frühaufsteherin berüchtigten Steffi Graf („Wie jeder Mensch stehe ich um halb sieben auf“) geht sie diese US Open ungewohnt locker an und war bisher beinahe mehr bei diversen Vergnügungen wie U2- Konzert, Shopping in Greenwich Village oder einem Baseball-Match zu erspähen als auf dem Tennisplatz.
Mit „Jimbo, Jimbo“-Sprechchören feierte das New Yorker Publikum jenen Mann, den es in seiner großen Zeit noch bitterlich gehaßt hatte. Während der New Yorker John McEnroe trotz aller Boshaftigkeit die Sympathien seiner Heimatstadt stets bewahren konnte, war Connors bei den US Open oft der Buhmann, und als er 1977 das Finale gegen den Argentinier Guillermo Vilas verlor, stürmten die begeisterten Zuschauer den Platz und trugen Vilas auf den Schultern herum. Jetzt bekam Connors nach einem guten Spiel, das ihm auch Gegner Lendl bescheinigte, stehende Ovationen und freute sich: „Das ist es, wofür ich 22 Jahre lang gearbeitet habe.“
Der andere Star von gestern, John McEnroe, tobte wie gewohnt, beleidigte aufs heftigste eine Linienrichterin, die sich dem wütenden Mac aber durchaus gewachsen zeigte und ihm eine kühle Abfuhr zuteil werden ließ, und erreichte gegen den Australier Fromberg souverän die nächste Runde. Dort trifft er auf keinen Geringeren als den Weltranglistenersten Jim Courier.
Michael Stich erreichte nach der Niederlage gegen den Amerikaner Brad Gilbert zusammen mit John McEnroe das Achtelfinale im Doppel. Am Tag nach dem überraschenden Aus in einem emotionsgeladenen Spiel verriet Stich, was er Gilbert beim Abschied am Netz geraten hatte: „Im Lexikon nachschauen, was Fair play ist.“ Matti
3. Runde: Courier - Pioline 7:6 (7:2), 6:4, 3:6, 6:3; Wolkow - Ivanisevic 6:4, 6:0, 6:3; Agassi - Siemerink 6:2, 6:3, 6:3; Costa - Camporese 6:1, 6:2, 6:3; J. McEnroe - Fromberg 6:3, 6:1, 6:4; Sampras - Martin 7:6 (7:1), 2:6, 4:6, 7:5, 6:4; Forget - Wheaton 6:3, 7:6 (7:4), 2:6, 6:2; Gilbert - Ho 6:1, 6:7 (2:7), 2:6, 6:4, 7:6 (7:0)
Frauen, 2. Runde: Sanchez-Vicario - Davenport 6:2, 6:1; Sawamatsu - Meshki 3:6, 6:4, 6:4
3. Runde: Seles - Porwik 6:4, 6:0; G. Fernandez - Hack 6:4, 6:1; Sabatini - Zwerewa 6:4, 5:7, 6:4; Hy - Capriati 7:5, 6:4; M.J. Fernandez - Schultz 6:4, 6:2; Sukova - McNeil 6:2, 6:3; Appelmans - Kuhlman 6:2, 6:1; Graf - Dahlman 6:4, 6:2; Garrison - McQuillan 6:3, 6:1; Rubin - K. Malejewa 6:4, 3:6, 6:4; M. Malejewa - Po 6:2, 6:3; Labat - Coetzer 6:3, 4:6, 6:4; Cunningham - van Lottum 2:6, 6:4, 6:0; Sanchez-Vicario - Sawamatsu 6:1, 6:3; M. Malejewa-Fragniere - Strnadova 6:7 (6:8), 6:3, 6:2
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