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Winterhilfe für Kriegsflüchtlinge

■ BremerInnen fahren in Kroatische Lager / Lieber praktische Hilfe leisten

„Die Kinder finden's nicht so toll, aber es wird schon irgendwie gehen.“ Marion Eichstädt ist fest entschlossen, im November für drei Wochen nach Kroatien zu fahren. Sie beteiligt sich an einer Aktion, die das Komitee für Grundrechte und Demokratie gemeinsam mit Pax Christi und dem Service Civil International ins Leben gerufen hat: Im Sommer sind die ersten Freiwilligen nach Kroatien gefahren, um dort Flüchtlingslager winterfest zu machen. Die kleine Bremer Gruppe hofft nun auf Geldspenden, Medikamente, Hilfe zum Transport, aber vor allem auf Menschen, die genug Zeit und Engagement aufbringen, in das Hinterland des Balkankrieges mitzufahren.

„Die Flüchtlingslager sind oft in einem schlimmen Zustand“, erzählt Dieter Steinmetz, ein arbeitsloser Biologe, der auch im November fahren will. „Selbst dort, wo die Flüchtlinge in Touristenhotels an der Küste untergebracht sind, fehlt es wegen der Überbelegung an sanitären Anlagen.“ Dabei hausen viele der Flüchtlinge auf Zeltplätzen und spartanisch ausgerüsteten Lagerhallen. Krankenhäuser, die für 600 Patienten eingerichtet sind,

Besser als ‘ne Latschdemo

haben stationär 1.400 Kranke zu versorgen. „Das Notwendigste“, ist dann auch die Antwort auf die Frage, was die HelferInnen in den Workcamps tun werden. Und das heißt „Das Notwendigste“ im handwerklichen, im medizinischen Bereich und bei der Betreuung der Kinder.

Haben Sie keine Angst? „Ich hab schon Schiß“, sagt Marion Eichstädt, „auch wenn man sich aussuchen kann, wie weit entfernt vom Krieg man arbeiten will. Aber wer weiß, wie sich die Lage in den drei Wochen entwickelt.“ Trotzdem steht der Entschluß fest, den sie vor einer Woche spontan gefaßt hat, als sie von der Aktion gehört hat. „Ich habe jahrelang nichts mehr gemacht“, erzählt sie, „und jetzt kann ich praktisch helfen.“ Nach Schätzungen des UN-Flüchlingskommissars beherbergt Kroatien zur Zeit etwa eine Millionen Flüchtlinge. „Auch wenn wir nur wenige sind: Denen Mut zu machen ist allemal besser als ‘ne Latschdemo“, meint auch Dieter Steinmetz.

Zwei Gruppen von je 100 Leuten haben die Camps bereits besetzt, drei weitere sollen folgen. Dabei müssen die Freiwilligen die Fahrt selbst bezahlen und für die Verpflegung rund 300 Mark aufbringen. Wer keine Zeit, aber dafür Geld hat, der kann auch für 300 Mark die Patenschaft für eine Reise übernehmen. Am Donnerstag wollen sich die Bremer AktivistInnen noch einmal bei Marion Eichstädt in der Hildesheimer Straße 1a treffen. „Aber da sollen bloß welche kommen, die ernsthaft interessiert sind. Bloß keine Diskussonsrunde.“ Jochen Grabler

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