Entscheidung über Hilfsflüge vertagt

Genfer Jugoslawienkonferenz will Verhandlungen von Vance und Owen vor Ort abwarten  ■ Aus Genf Andreas Zumach

Ohne eine Entscheidung über die Wiederaufnahme der Hilfsflüge nach Sarajevo hat sich die zuständige Arbeitsgruppe der Genfer Jugoslawienkonferenz gestern vertagt. Die Beratungen über ausreichende Sicherheitsgarantien für künftige Hilfstransporte waren durch die Erschießung französischer UN-Soldaten auf dem Flughafen der bosnischen Hauptstadt noch zusätzlich erschwert worden. In Genfer Konferenzkreisen wurde damit gerechnet, daß eine Einigung über die Bedingungen zur Wiederaufnahme der Flüge frühestens bei den Verhandlungen erzielt wird, die die beiden Konferenzvorsitzenden Vance und Owen von heute bis Sonntag im ehemaligen Jugoslawien führen.

Auf der Sitzung der Arbeitsgruppe über vertrauensbildende Maßnahmen legte das für die Durchführung der Hilfsflüge zuständige UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) eine Liste von Sicherheitsgarantien vor, bei deren Erfüllung durch die drei Konfliktparteien in Bosnien die Flüge wieder aufgenommen werden sollen. Dieser Liste müssen nun die drei Konfliktparteien in Bosnien zustimmen. Der Angriff auf den UNO-Hilfskonvoi am Flughafen von Sarajevo, bei dem zwei französische Soldaten getötet und zwei verletzt wurden, hat bei der UNO den Eindruck verstärkt, daß derartige Angriffe kein „Versehen“ sind, sondern gezielt erfolgen. Deswegen werden beim UNHCR alle Sicherheitsmaßnahmen, die lediglich darauf abzielen, Mißverständnisse zu vermeiden, inzwischen nicht mehr akzeptiert.

Die Verantwortung für den Abschuß der italienischen Transportmaschine am Donnerstag letzter Woche konnte nicht geklärt werden. Meldungen des französischen Rundfunks über Indizien für einen Abschuß durch die Moslems wurden bei der UNO nicht bestätigt. Die Moslems, so hieß es in den Rundfunkmeldungen, hätten mit dem Abschuß eine internationale Militärintervention im Krieg in Bosnien-Herzegowina provozieren wollen. Kondusion herrschte gestern in Genf über die Forderung von UNO-Generalsekretär Butros Ghali, der Sicherheitsrat solle einen Beschluß über die militärische Begleitung von Hilfstransporten sowie über die Aufstockung der UNPROFOR-Truppe fassen. Nach Auffassung einer Reihe von Staaten, darunter das Sicherheitsrat- Mitglied China, sind beide Maßnahmen schon in der letzten Resolution des Sicherheitsrates zu Bosnien-Herzegowina vorgesehen.