: Schüler genervt
■ Gymnasium Ohlsteht befürwortet containerdorf / Jugendliche distanzieren sich von Elternschaft
befürwortet Containerdorf
/ Jugendliche distanzieren sich von Elternschaft
„Wir leben mit denen zusammen und nicht unsere Mutties, die zu Hause vorm Fernseher sitzen“, schimpft ein Ohlstedter Gymnasiast am Rande der Schulversammlung am Donnerstag abend. Er ist völlig entnervt über die Vorbehalte der Elternschaft gegenüber Asylbewerbern. Trotzdem haben Eltern, Schüler und Lehrer der Ohlstedter Oberschule einstimmig der vorübergehenden Aufstellung von Containern für Asylbewerber auf dem Schulgelände zugestimmt.
„Wir haben alle spontan applaudiert als die Entscheidung gefallen war“, berichtet die Schulsprecherin Petra Bauersfeld. Die Schüler hätten in den Klassen diskutiert, was sie tun könnten, damit die Asylbewerber sich wohl fühlen. Das Bild einer ausländerfeindlichen Ohlstedter Jugend wollten sie unbedingt zurechtrücken.
Das Gymnasium war als Alternativfläche angeboten worden, nachdem massive Elternproteste den Bau eines Containerdorfes auf dem Hof der Grundschule „Am Walde“ verhindert hatten. Die Eltern der Ohlstedter Grundschüler haben inzwischen Post von der Hamburger SchülerInnenkammer bekommen. „Sehr viel Schaden bei Ihren Kindern angerichtet“, hätten die Mütter und Väter mit ihrer Reaktion, heißt es in dem offenen Brief. Mit unverantwortlichen Vorurteilen, Asylbewerber würden klauen und mit Drogen dealen, hätten die Eltern bei ihren Kindern den Grundstein für eine fremdenfeindliche Haltung gelegt.
Unterdessen hat die Wandsbeker Bezirksamtsleiterin Ingrid Soehring (CDU) jeden Zusammenhang zwischen dem Streit um die Ohlstedter Container und ihre im Frühjahr 1993 anstehende Amtsablösung zurückgewiesen. SPD und FDP in Wandsbek hätten sich bereits nach dem Wechsel der politischen Mehrheit im Sommer 1991 geeinigt, sie nicht mehr wiederzuwählen. Das von der CDU-Politikerin geführte Amt hatte der Sozialbehörde die Ohlstedter Grundschule als einzig möglichen Standort für die Asylunterkunft genannt. VM
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